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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 111
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stritt man den Zusammenhang der Fastnacht mit der Fastenzeit. Das „t" in diesem
Wort verschwand und aus Fastnacht wurde Fasnacht. Die Fastnachtsgesellschaft
Zell, in den 1920-er Jahren gegründet, führt noch trotzig das „t" im Namen.

Das Wort Fasching beschreibt ebenso die Nacht vor der Fastenzeit, hat aber seinen
Ursprung im Wort Vaschanc, einem Fastentrunk. Karneval beziehen wir in
Deutschland meist auf die Hochburgen am Rhein und sprechen vom rheinischen
Karneval. Entwickelt hat sich dieses Wort aus dem mittelalterlichen carnelevale,
das auf den Fleischverzicht in der bevorstehenden Fastenzeit hinweist. Der aus
dem Lateinischen stammende Abschiedsruf carne vale bedeutet etwa „Fleisch,
lebe wohl!"

Die oft gehörte These, die Fasnacht sei ein Brauch aus heidnischer Zeit, mit dem
der Winter ausgetrieben werden sollte, ist schlichtweg falsch, obgleich es Bräuche
gibt, die aus vorchristlicher Zeit stammen und die dann im Mittelalter wieder in
Fastnachtsabläufe integriert wurden. So ist das Scheibenschlagen ein solch vorchristlicher
Brauch, hat also, genau genommen, mit Fasnacht nichts zu tun.

Was gab es eigentlich zu feiern?

Was hat die Menschen dazu bewogen, die beginnende Fastenzeit so ausgiebig zu
feiern? Dazu gibt es mehrere Theorien und noch viel mehr Bücher, die die eine
oder andere These begründen oder auch widerlegen. Eine Theorie besagt, dass die
katholische Kirche im 13. Jahrhundert die Fastnacht ganz bewusst als Brauch eingeführt
hat. Man wollte die Menschen ausdrücklich zur Sünde animieren, um sie
dann, umso reumütiger, am Aschermittwoch wieder in die moralische Geborgenheit
der Kirche zurückzuführen. Der sündige Mensch sollte in der Fastenzeit umkehren
und Buße tun.

Die andere Theorie besagt, dass die Fastnacht ein Aufbegehren gegen die Kirche
oder die weltliche Obrigkeit war. Schon von Beginn an war es sehr verbreitet, sich
zu maskieren, sich also anonym zu bewegen. Dies wurde auch immer wieder dazu
benutzt, Gewalttätigkeiten gegen die Obrigkeit oder andere Bevölkerungsgruppen
auszuüben. In Basel ist ein Vorfall von 1376 bekannt, der als „böse Fastnacht" in
die Geschichte einging: Herzog Leopold III. von Österreich hatte die provokante
Idee, mit einigen Adligen aus seinem Ritterheer am Fastnachtsdienstag aus seinem
Kleinbasler Herrschaftsgebiet nach Großbasel zu ziehen, um dort ein Ritterturnier
auf dem Münsterplatz zu veranstalten. Dies entzündete prompt den Zorn der Basler
Bürgerschaft. Organisiert in ihren Zünften und maskiert, griffen sie zu den
Waffen und töteten mehrere vorderösterreichische Ritter. Zwölf Basler Bürger
wurden daraufhin geköpft und über die Stadt wurde die Reichsacht verhängt. Aus
Zeller Sicht ist zu diesen schrecklichen Vorkommnissen hinzuzufügen, dass mit
Hürus Rudolf II. von Schönau auch der Herr über Zell in den Diensten Leopolds
III. stand. Ob er auf dem Basler Münsterplatz an der „bösen Fastnacht" dabei war,
ist leider nicht belegt.

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