Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 119
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0121
betont hätte, daß man auf die öffentlichen Fastnachtsfreuden freiwillig Verzicht geleistet
hätte? u

Diese Meinung war mit Sicherheit nicht repräsentativ für Zell. Immerhin hat die
Mehrheit der Bevölkerung 1925 an der Fastnacht teilgenommen. Es fanden am
Sonntag und am Montag Umzüge statt und der Gesangverein Zell, der Liederkranz
, die Feuerwehrmusik und die Stadtmusik veranstalteten ihre Fastnachtsbälle.
Außerdem regierte in dieser ersten Fastnacht nach dem Ersten Weltkrieg bereits
ein Prinz Karneval mit „Riesengefolge an Getreuen".

Ein Jahr später, 1926, war die Wirtschaftslage eher noch schlechter geworden,
so dass der Oberkirchenrat in einem Schreiben an das Badische Staatsministerium
forderte, die „Abhaltung von Fastnachtsveranstaltungen, ...wegen der allgemeinen
Notlage, zu verbieten". Der Oberkirchenrat weiter: „...aller unnötiger Aufwand sei
zu unterlassen und alle vorhandenen Kräfte und Mittel sollen zusammengefaßt
werden, um die Not zu lindern und um erträgliche Zustände zu schaffen."

Am 9. Januar 1926 hat der Innenminister dann tatsächlich angeordnet: „Die Veranstaltung
von karnevalistischen Aufzügen, das Tragen von Masken, Verkleidungen
oder von karnevalistischen Abzeichen auf öffentlichen Straßen und Plätzen
und anderen öffentlichen Orten ist verboten. Das Verbot bezieht sich nicht auf Kinder
unter vierzehn Jahren und auf die in einigen Gegenden des Landes üblichen,
althergebrachten historischen Gebräuche besonderen lokalen Charakters."

Da hat der Innenminister allerdings nicht mit der Findigkeit der Zeller gerechnet
, die sich sofort auf „historische Gebräuche" bezogen und sich an die Vorbereitungen
der Fasnacht machten. Bereits am 17. Januar 1926 veranstaltete die Stadtmusik
einen „Bunten Abend" im Kranzsaal.

Nicht nur die meisten Zeller wollten an der Fasnacht festhalten, es gab auch andere
Befürworter, zum Beispiel den Badischen Einzelhandelsverband. Dieser
machte „eine Eingabe" beim Ministerium des Innern, weil die Fastnachtsveranstaltungen
verboten worden seien und nun der „Einzelhandel auf den bereits eingekauften
Kostümen, Stoffen und anderen Waren hoffnungslos sitzen bleibt."

Der Innenminister aber blieb hart, die Fasnacht war verboten. Basta. - Nur in
Zell nicht! Da fanden sämtliche Veranstaltungen, wie „in den besseren Vorkriegsjahren
" gewohnt, statt. Es kamen viele Besucher aus dem ganzen Wiesental, denn
nur Zell bot in diesem Jahr die Möglichkeit, Fastnacht zu machen.

Auch jetzt war es wieder die Oberländische Tagespost, die sich vehement gegen
die Fasnacht aussprach. Dieses Blatt ist in Zell erschienen und auch hier von der
Wiesentäler Vereinsdruckerei gedruckt worden. Sie war das Sprachrohr der Katholischen
Zentrumspartei und hat die Fasnacht in mehreren Artikeln kurz vor deren
Beginn verteufelt. Nach der Fastnacht schrieb das Blatt:

„...Wenn die auswärtigen Besucher am Sonntag vorher gewußt hätten, was der
Fastnachtsumzug in Zell ihnen bieten wird, dann wäre kein Groschen Fahrgeld
von auswärts riskiert worden zur Fahrt nach Zell. Die Dürftigkeit an Geist und
Witz und Humor unterbot die vorherige (Fastnacht) ... um ein Vielfaches. ... Die
Zeller Fastnacht 1926 hat bewiesen, daß es sich hierbei nur um recht fragwürdige

119


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0121