http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0125
Dem Pomp haben sich die Zeller noch immer verschrieben. Dann jedenfalls,
wenn es um „ihren" Hürus geht, den jährlichen Fastnachtsregenten von Zell. Es ist
eine Figur, die den ehemaligen Meiern nachempfunden ist, die oftmals den Beinamen
Hürus trugen. Dabei konnte das Wort durchaus positiv „großer, starker oder
mächtiger Mann" bedeuten aber auch - je nach Situation - eher als Schimpfwort
Verwendung finden. Heute sehen die Zeller zu ihrem Hürus empor, haben in ihm
ihr eigenes Oberhaupt, hinter dem sie stehen. Gleichzeitig verulken und verspotten
sie, ganz im mittelalterlichen Brauch, die wirkliche Staatsgewalt oder missliebige
Umstände. Dies geschieht heute allerdings wesentlich gesitteter als noch vor Jahrhunderten
. Aber in einem bleiben sich die Zeller treu, wenn sie singen: „Für uns
do gifs de Hürus nur, do gifs kei Polizei!"
Bis zum heutigen Tag hat die Zeller Fasnacht viel von ihrer speziellen Eigenart
und ihrer Tradition erhalten können. Ein Grund ist sicher in der Struktur ihrer Organisation
zu finden: Organisiert sind die einzelnen Ortsteile in ihren fastnächtlichen
Vogteien. Sie sind die eigentlichen Keimzellen, hier sind die verschiedenen
Maskengruppen angesiedelt, hier entstehen die fastnächtlichen Ideen, die dann in
großartigen Umzügen auf der Straße oder bei den einzelnen „Chappeobe" der
Vogteien auf die Bühne kommen. Dabei zählt der „Zeller Muetterwitz" mehr als
die Tatsache, ob ein fastnächtlicher Akteur auf der großen Bühne vor ausverkaufter
Stadthalle oder einfach auf einem Stuhl in einer Gaststube agiert. Und es zählt
der Wettstreit zwischen den Vogteien, der anstachelt, motiviert und zur Höchstform
auflaufen lässt, und so bleibt es wohl auch in Zukunft dabei „Holadio,
dZeller sin froh, d'Fasnacht isch do,..."
Bezugsquellen
- „Geschichte der Basler Fasnacht", www.altbasel.ch
- „Der Teufel ist ein Eichhörnchen", Vortrag von Dr. Jürgen Leibbrand, 2005
- Wikipedia, Freie Enzyklopädie, www.wikipedia.de
- Markgräfler Tagblatt, verschiedene Ausgaben aus den Jahren 1925, 1926, 1927 und 1928
- Stadtarchiv Schopfheim
- Generallandesarchiv Karlsruhe
- Chronik des Gesangvereins Zell i. W. ab 1874
- „Neue Geschichte der Stadt Zell im Wiesental", Hans Fräulin, 1999
- Archiv Fastnachtsgesellschaft Zell im Wiesental e. V.
- Oberländer Tagespost, verschiedene Ausgaben aus den Jahren 1926 und 1927
- „Die Fasnacht in Zell im Wiesental/Baden", Oskar Bender, 1939
- „Fasnacht am Oberrhein", Verband Oberrheinischer Narrenzünfte, 2006
- „Fasnacht, Fasnet, Carneval im Dreiland", Dominik Wunderlin, 2001
- „Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet", Werner Mezger, 2001
- „Geschichte des Karnevals", www.karneval. de
- „Geschichte des Kölner Karnevals", www.koelnerkarneval.de
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