Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 136
(PDF, 39 MB)
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alen königlichen Rates, konnte aber trotz seiner Hilfeleistung für König Ruprecht
und dessen Nachfolger Sigismund nie das offizielle Amt eines königlichen Rates
erwerben. In den Quellen wird er als solcher nicht genannt.30 Dass er sich aber
dennoch als solcher verstanden haben mag und die Treue zum König auch an seinem
Grabdenkmal zum Ausdruck bringen wollte, könnte Rudolf dazu bewogen
haben, sich mittels der unter den königlichen Beamten verbreiteten Rüstungsform
als loyaler Dienstmann seines Königs zu präsentieren. Auch das kleine schlafende
Hündchen in Rudolfs Turnierhelm muss in diesem Zusammenhang als Zeichen der
Treue verstanden werden (Abb. 3), findet es sich doch sehr oft im Kontext von
Frauengrabmälern wieder - so auch am Grabdenkmal Annas von Freiburg - und
symbolisiert dort die eheliche Treue.31 An Rudolfs Grabdenkmal kann es somit
zweifelsfrei zusammen mit dem Aspekt der Rüstung als dessen Treue zu seinem
König gedeutet werden. Rudolfs Vetter, Markgraf Bernhard I. von Baden (1364-
1431), dessen Verhältnis zum deutschen König Ruprecht I. durch seinen Vasallendienst
bei Ludwig von Orleans (1372-1407), dem Bruder des französischen Königs
, deutlich abkühlte, orientierte sich in der Wahl seines aufwendigen figurengeschmückten
Kenotaphs schließlich nicht an deutschen Typen, sondern wählte den
Typ des französischen Wandnischengrabdenkmals in seiner reichsten Form
(Abb. 9). Bei Bernhard spiegelt die Wahl eines französischen Typs seine politische
Orientierung wider. Auch bei seinem Vetter Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg
kann dies angenommen werden.

Die Grabfigur Annas von Freiburg trägt gemäß einer verheirateten Dame von
Stand ein langes Kleid mit Schleppe und Umhang. Das Ende ihres stoffreichen Gewandes
hält sie gerafft und hat es unter ihren linken Unterarm geklemmt, so dass es
üppige Faltenkaskaden ausbildet. Nach höfischer Sitte sind nur ihre Fußspitzen unter
dem Gewandsaum zu sehen. Ebenfalls zum Repertoire einer verheirateten Frau gehörte
die Kopfbedeckung. Anna trägt einen Kruseler, ein haubenförmiges Kopftuch
mit gekräuselten Stoffkanten (Abb. 1). Beide Tuchkanten sind gekräuselt. Die eine
rahmt ihr Gesicht, die andere liegt dreilagig steif auf Schultern und Nacken auf, so
dass der Stoff eine breite Halsmanschette bildet. Die Enden des Tuches sind vor dem
Kinn zusammengesteckt. Der Kruseler war besonders in den Jahren um 1400 modern
und wurde 1430 von einer anderen Haubenform abgelöst.32 Üblicherweise werden
die Tuchenden nicht vor dem Hals zusammengesteckt, sondern fallen frei auf
die Schultern. Auf vielen zeitgenössischen Frauengrabdenkmälern ist die modische
Haubenform des Kruselers mit offen fallendem Tuch zu sehen. Neben Anna von
Freiburg trägt nur ihre Schwiegermutter Katharina von Tierstein (1315-1385) im
Basler Münster den Kruseler vorne zusammengesteckt (Abb. 10). Katharinas Grabdenkmal
wurde im Jahr 1597 posthum erneuert. Die ursprüngliche auf Bodenhöhe
angebrachte Ritzgrabplatte wurde von der Stadt Basel durch ein repräsentatives
Tischgrabmal ersetzt33 und dieses „im Styl des 14. Jahrhunderts" ausgeführt.34 Es
bleibt zu vermuten, dass Katharinas erste Grabplatte durch wiederholtes darüber
Hinweggehen nach über zweihundert Jahren stark abgenutzt war und die Stadt Basel
ihr Andenken durch ein neues Denkmal ehren wollte. In der Gesamtkomposition

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