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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 157
(PDF, 39 MB)
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cholsky - der Altersunterschied zu Mary betrug acht Jahre - noch seinen Sitzplatz
bekommen^, so dass er seine Frau dann ironisch-erotisch bitten kann, sich erneut
um ein neues Zuhause zu kümmern; das Haus in Le Vesinet wollte er schon seit
längerer Zeit wegen der Lärmbelästigung durch Hunde aufgeben. Bereits im Mai
1925 hatte Tucholsky das Hunde-Umzugs-Problem zum Thema gemacht:

Ums Haus herum bellen die Hunde, unsre gefiederten Lieblinge. Da bellen sie,
stumpfsinnig, aufgeregt, ununterbrochen; an den einzelnen Stimmen kann man die
Größe der einzelnen Joujous veranschlagen. Hoch, tief, ein kleiner bellt... wenn
ein Stiefmütterchenbeet bellen könnte, würde es so bellen; einer hat Bronchitis,
bellt aber doch, dafür ist er Hund (...). Wenn morgens die Lieferanten an den Häusern
klingeln, steht der ganze Horizont in Flammen. Sie reißen an den Stricken, sie
springen gegen die Gitter, sie flöhen sich, belfern, quietschen, jaulen (...). Wenn
man genau hinhört, kann man aus dem Gebrüll eine getragene Hymne heraushören
. Gott segne diesen Volksstamm!" (GA 7, S. 253 f.). Erst im Oktober 1926 bezogen
Kurt und Mary Tucholsky ein neues Haus in Fontainebleau, rund 50 km
südlich von Paris entfernt...

Einen Tag nach dem Basel-Zwischen-Stopp kommt Tucholsky am 25. Mai in
Wien an. Dort führt er in Vertretung von Max Reinhardt, dem damaligen Chef des
Deutschen Theaters Berlin, Vertrags Verhandlungen wegen einer neu geplanten Revue
, zu deren Aufführung es aber nicht kommen wird (vgl. GA 22, S. 39).

//

Sechs Wochen später begibt sich Tucholsky wieder auf Reisen, zunächst nach
Garmisch zur weiteren Arbeit an der erwähnten Revue. Am 14. Juli fährt er mit
der neu eingerichteten Bergseilbahn auf die Zugspitze:

Die Zugspitzbahn ist ein Triumph menschlichen Erfindungsgeistes, ein Wunderstück
deutscher Technik, die Überwindung der Elementargewalten durch die Kraft
der Beharrlichkeit und etwas völlig Blödsinniges. Wenn ich Zugspitze wäre; man
müsste sich ja zu Tode schämen (...). Der Übergang von der Normandie nach Garmisch
war etwas schroff (...). Ich war seit zwei Jahren zum ersten Male wieder in
Deutschland; in der Heimat kann ich nicht sagen, weil es sich ja um Bayern handelt
- wir würden uns das Beide verbitten (GA 8, S. 370).

In München besucht Tucholsky eine Vorstellung mit Karl Valentin, dann macht
er sich auf den Weg nach Sils-Maria, wo er seinen „Brotherrn" Siegfried Jacobsohn
wiedersieht und das Nietzsche-Haus besichtigt.

Dann fuhr ich nach Hause (...). Der Speisewagen von Chur nach Basel hatte
mattfarbene Ornamente, wie vom vorjährigen Picasso (...). Unterwegs stießen
rauhe Schweizerkehlen noch manchmal einen alten schwyzerischen Schlachtruf:
„Passug!" aus, was ich für den Anfang eines Landsknechtsliedes hielt, es ist aber
ein Mineralwasser, ich kaufte auf einer Station ein Lokalwitzblatt und erwachte in
Tränen gebadet, in Basel umgurgelten mich zum letzten Mal die Kehllaute der

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