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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 167
(PDF, 39 MB)
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tung zeigen, die eines „freien Volkes" würdig wäre. Krieg führen - nein, das verlangt
kein Mensch. Repressalien - dumm. Aber eine Gegnerschaft zeigen... wie
sollte sie das. Diese Gegnerschaft ist nicht scharf, nicht profiliert, nicht positiv genug
vorhanden. Im Gegenteil. Im Gegenteil (ebenda).

Und wieder an Hedwig Müller, 3. 4. 1935: Wenn die Nazis den Jacob bereits angeschlagen
haben, kommt er niemals mehr heraus; da kann die Schweiz lange protestieren
(...). Hinrichtung oder Todesfolter - ich glaube nicht an eine Rettung
(GA21,S. 137).

Eine Woche später, 9.4.1935:

Die Note der Schweiz habe ich in französischer Übersetzung gelesen. Sie ist von
der ersten bis zur letzten Zeile würdig, klar, sauber, entschieden und so anständig,
wie ich es dem Bundesrat niemals zugetraut hätte. Und wenn es mein eigener Bruder
wäre, den sie da verschleppt hätten -: mehr kann man nicht verlangen. Eine diplomatische
Note soll nicht kreischen, und zu drohen ist hier nichts, denn ihr
könnt keinen Krieg führen. Die Note ist ausgezeichnet. Sie wird keinen Erfolg haben
, das ist eine andere Sache (GA, 21, S. 139).

Noch immer lässt die Geschichte Tucholsky nicht los, im Gegenteil:

An Hedwig Müller, 17.4.1935:

Der Berliner Berichterstatter der Basler Nationalzeitung ist ausgewiesen worden
(...). Ob nun vielleicht die großen schweizer Zeitungen sich daraufhin mit den
Baslern solidarisch erklären und alle ihre Korrespondenten abberufen! Das fällt ihnen
gar nicht ein. Und hier ist ein Fehler, und eine Charakterlosigkeit (...). Es
wundert mich ein bißchen, daß sie (die Schweiz, Anm.) nicht die Auslieferung der
Entführer (Berthold Jacobs, Anm.) beantragt; im deutschen Strafrecht gab es einen
sehr selten angewandten Paragraphen, der das Delikt des „Menschenraubes" bestrafte
. Wenn es das im Basler Strafrecht auch gibt, wäre die Forderung auf Auslieferung
begründet (GA 21, S. 163).

Nochmals ausführlich schreibt er an Elisabeth Gertrud Dunant, die Schwester
Hedwig Müllers, um den 6. 6.1935:

Nein, der B. J. war kein dummer Mensch. Aber ich glaube, daß er seiner Veranlagung
nach überall Verschwörungen witterte und alles viel zu kompliciert anfaßte
(...). So mag es sein, daß er es versäumt hat, sich über den Lumpen, der ihn verraten
hat, zu erkundigen (...). Außerdem, in der Stadt (also Basel, Anm.), wo das
passiert hat, hatte er sich nicht aufzuhalten - das ist mal auf alle Fälle wahnsinnig
(...). Der Mann tut mir leid. Es besteht ja die Möglichkeit, daß er herauskommt -
(...)(GA21,S.249).

19. September 1935: Tucholsky hat nun von der Auslieferung Jacobs an die
Schweiz, der Verhaftung, der Konfrontation und dem Handschlag zwischen dem
Verführten und dem NS-Verführer erfahren und schreibt verständnislos an Hedwig

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