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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 177
(PDF, 39 MB)
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22-jährige Adelheid Wießler. Ihre Eltern waren der Sägewerksbesitzer Johann
Wießler aus Eisenbach und Adelheid Wießler, geb. Schuler, aus Rötenbach. 1926
wurde Hugo und Adelheid Grüner das erste Kind, die Tochter Hedwig, geboren.
Vier Jahre später folgte Sohn Hermann Nikolaus, 1937 Tochter Waltraud, schließlich
1943 Sohn Peter.

Zeit seines Lebens blieb Grüner seiner Herkunftsfamilie eng verbunden. In einem
Brief des Vaters an den älteren Bruder von Hugo, Hermann (*1893), berichtet
Grüner Senior, dass Hugo ein Haus bauen wolle, dieses aber nur schwerlich
finanzieren könne. „Wenn wir durch den Staatsschwindel nicht alles verloren
hätten, könnte ich Hugo 5000 Mark geben", schimpfte der Vater über die wirtschaftliche
Lage.16) Offenbar hat Hugo Grüner dann 1000 Mark von seinem Bruder
Hermann leihen können. Das meiste Geld für den 14 000 Mark teuren Neubau
hatte er sich aber leihen müssen. Aus einem Brief an Bruder Hermann geht
hervor, dass Hugo Grüner in dieser Zeit sehr stark in der elterlichen Landwirtschaft
mitgearbeitet hat.17)

Am 13. Juli 1929 verstarb Hermann Grüner Senior im Alter von etwa 70 Jahren.
In einem Brief an den älteren Bruder Hermann schrieb Hugo Grüner am 1. August
1929: „Vater hat eine große Lücke hinterlassen (...). Wenn nur Heribert (der
jüngste Bruder der beiden, der 1918 an der Westfront gefallen war, EB) noch leben
würde, so würde einem die Heimat halt doch nicht fremd werden; wie's jetzt
kommt wird man abwarten müssen."18)

Vom Werkleiter zum Sägearbeiter

Am 2. Juni 1930 erhielt Bruder Hermann, inzwischen in Argentinien lebend, einen
weiteren Brief von Hugo, in dem dieser auch auf die aktuelle wirtschaftliche
Lage in Deutschland eingeht: „Bei uns in Deutschland geht bald alles drunter und
drüber, die Zeitungen werden's berichten. Ich glaube das ganze Wirtschaftsleben
bricht bald zusammen, Arbeitslosigkeit und Not in allen Ecken." 19) Tatsächlich
werden im Februar 1932 im Deutschen Reich mehr als sechs Millionen Arbeitslose
gezählt.20) Auch für Grüner selbst, der bei der Metallschraubenfabrik Neustadt
binnen zehn Jahren vom Werkmeister zum Werkführer aufgestiegen war, brachte
das Jahr 1932 einen herben Einschnitt. In seinem Lebenslauf hielt er fest: „Am 12.
3. 1932 wurde unser Werk ein Opfer der Wirtschaftskrise, es wurde stillgelegt, die
Belegschaft entlassen. Ich arbeitete dann 2 Jahre als Sägearbeiter."21)

Am 1. Oktober 1931 war Hugo Grüner zum Mitglied der NSDAP und zum
Stützpunktleiter in Rötenbach ernannt worden. Einen Monat darauf trat er der SS
bei, und am 1. Juli 1932 wurde er deren Truppführer. Wie weit sich die Verhältnisse
in Rötenbach bereits unmittelbar nach der Machtergreifung der Nazis verändert
hatten, zeigt ein Fall aus dem Jahr 1933, den der Rötenbacher Adolf Knöpfle vermutlich
in den 1950er Jahren aus seiner Erinnerung niedergeschrieben hat. Knöpfle
saß am Abend des 9. August 1933 vor seinem Haus und schaute mit seinem

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