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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 180
(PDF, 39 MB)
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kannte, wie der Hauptlehrer Oskar Bier, wurde aus dem Schuldienst gedrängt. Arbeitslose
bekamen nur Unterstützung, wenn sie sich einfügten in die NS-Organisationen
. Grüners Begründung: „Diesen Standpunkt halte ich aufrecht. Ich stärke
keine Reaktionäre und Hetzer wirtschaftlich, denen gilt mein Kampf bis zum Äußersten
, wenn es sein muss, bis zur wirtschaftlichen Vernichtung."27)

Mit rücksichtsloser Härte bekämpfte Grüner alle seine Gegner. Der Jesuitenpater
Alois Grimm (*1886), der die Pfarrei für den erkrankten Pfarrer Carl Rögele, einen
mutigen Gegner des NS-Regimes, während mehrerer Wochen vertrat, wurde
ein Opfer von Gestapo-Spitzeln und am 12. August 1944 durch den Volksgerichtshof
in Berlin zum Tode verurteilt und hingerichtet.28) Mit physischer und psychischer
Gewalt setzte Grüner seinen Weg auch in Müllheim fort, wohin er am 1. Oktober
1937 als Kreisleiter der NSDAP „im hauptamtlichen Parteidienst"29) versetzt
worden war.

Grüner hatte die nationalsozialistische Rassenideologie schon früh verinnerlicht.
Seinem Bruder Hermann schreibt er am 24. Juni 1934: „ Zur Zeit werden wir in
Deutschland vom Ausland her stark boykottiert. Da wo die Stinkjuden noch in den
Regierungen im Ausland sitzen, werden ja die größten Schauermärchen erzählt.
Von alledem ist kein Wort wahr. Wir haben keinem Juden ein Haar gekrümmt,
aber aus den Regierungsstellen und Amtern haben wir dieses internationale Pack
hinausgejagt, nachdem diese Lumpen unser Volk ins Elend führten und bis zum
Weißbluten ausbeuteten und stahlen. Es leben noch 400 000 Juden in Deutschland,
kein Mensch hat etwas mit ihnen, nur müssen sie ihr Brot ehrlich verdienen. Wenn
die Weltjuden glauben, sie könnten uns durch Boykott kleinkriegen, so werden sie
bald eines besseren belehrt sein. Wir nehmen den Kampf mit ihnen auf und führen
ihn in aller Zähigkeit, bis zum endgültigen Siege."30)

Am 1. Oktober 1934 teilt er seinem „lieben Hermann" in Argentinien in einem
nur 14 Zeilen kurzen Brief ganz besonders Wichtiges mit: „Sende dir noch einen
Zeitungsartikel damit du siehst, was für ein großes Tier ich in unserer Weltstadt
geworden bin. Letzte Woche erhielt ich vom obersten SS-Führer den Ehrendolch
verliehen. Desgleichen sende ich dir noch eine Aufnahme aus Nürnberg."31) Der
SS-Dolch war seit 1933 ein Ehrenzeichen der Schutzstaffel (SS). Seine Verleihung
fand in feierlichem Rahmen anlässlich der endgültigen Aufnahme der SS-Männer
in die allgemeine SS, die SS-Totenkopfverbände oder die SS-Verfügungstruppe/
Waffen-SS statt. Heinrich Himmler persönlich, Reichsführer SS und Chef der
deutschen Polizei, verlieh die Dolche in Nürnberg, der Stadt der Reichsparteitage
und der Rassengesetze.32)

„Der große Herr" in Müllheim

„Willst du nicht lieber wieder nach Deutschland kommen", fragt Hedwig
Braun, geborene Grüner, am 19. Dezember 1938 bei ihrem in Argentinien lebenden
Bruder Hermann an. Diesem, so liest man zwischen den Zeilen, geht es

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