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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 183
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0185
Die Freiburger Spruchkammer hebt auch einige Charakterzüge Grüners hervor.
So „... ist von der diktatorischen und unduldsamen Aufpeitschung durch den als
besonders hetzerisch bekannten Kreisleiter die Rede, an dessen Brutalität und Aktivismus
kein Zweifel bestehe. Besonders die Beamten hätten sehr stark unter dem
Druck des sehr unduldsamen Kreisleiters zu leiden gehabt, der stets mit dem Parteigericht
gedroht habe."38)

In seinem Antrag auf Besoldungsfestsetzung vom 21. April 1941 gibt Hugo Grüner
gegenüber der Gauleitung Baden an, dass er seit dem 1. Oktober 1937 im
hauptberuflichen Parteidienst stehe.39) In dieser Zeit lagen seine Dienstbezüge bei
610 RM. Diese stiegen am 1. Juli 1942 auf 848,80 RM (einschließlich des Kindergeldes
von 60 RM für seine drei Kinder), und sie erhöhten sich um weitere 200
RM, als Grüner von der Gauleitung Baden der NSDAP zusätzlich „mit der Wahrnehmung
der Geschäfte des Kreises Lörrach beauftragt" wurde. Der bisherige
Kreisleiter von Lörrach, Rudolf Allgeier, war zur Wehrmacht einberufen worden,
worauf Grüner vom 10. März 1942 an „bis zur Entlassung des PG. Allgeier von
der Wehrmacht" mit der Kreisleitung beauftragt wurde.40) Zum Vergleich: die
durchschnittlichen Monatsbezüge im Reich lagen im Jahr 1942 bei 192,50 Reichsmark
. 41)

Für Aufregung im Dorf gesorgt

Mit seinem Aufstieg zum Kreisleiter der NSDAP für den Landkreis Müllheim
zogen Hugo Grüner und seine Familie nach Müllheim um, wo sie in der Badstraße
(alter Stadtpark) ihre Wohnadresse hatten. Ihr Haus in Rötenbach vermieteten die
Grüners an eine Tochter von Eugen Fehrle, Professor für klassische Philologie in
Heidelberg. Seit 1931 Mitglied der NSDAP, wurde Fehrle nach der Machtübernahme
der Nazis 1934 ordentlicher Professor für Volkskunde. Er war Mitherausgeber
der Schrift „Volk und Rasse" und stieg 1944 zum Sturmbannführer der SS und
zum Prorektor der Universität Heidelberg auf.42) Laut der Zeitzeugin Klara Föhrenbach
war Fehrle ein „Freund der Familie Grüner" und langjähriger Kurgast, der
im „Rössle" in Rötenbach logiert habe.43)

Auch während ihrer Zeit in Müllheim besuchte die Familie Grüner gelegentlich
die alte Heimat. Dabei habe sich nicht nur Hugo Grüner, sondern auch seine Frau
Adelheid als fanatische NSDAP-Angehörige hervorgetan, wie sich der Zeitzeuge
Clemens Knöpfle (*1933), damals noch ein Kind, an eine Begebenheit in einem
Sommer Ende der 1930er Jahre erinnert. Statt den von Grüner provozierend ausgesprochenen
Hitler-Gruß zu erwidern, habe sein Opa mit „Gelobt sei Jesus Christus
" geantwortet, worauf Adelheid Grüner „so Leute gehörten eingesperrt" ausgerufen
habe, so Knöpfle. Während des Krieges sei Grüner dann immer im Auto mit
Chauffeur nach Rötenbach gekommen. Und jedesmal, wenn er zugegen gewesen
sei, habe „richtig Unruhe, um nicht zu sagen allgemeine Aufregung im Dorf4 geherrscht
, erinnert sich Zeitzeuge Clemens Knöpfle.44)

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