Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 186
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0188
Grüner kehrte tatsächlich am Tag nach dem Mord an den Tatort zurück. „Er traf
den damaligen Bellinger Rheinwärter Josef Escher - auch Fischer-Seppi genannt.
Diesem befahl er, die Blutspuren zu entfernen. (...Dieser) soll sich geweigert und
gesagt haben: >Diejenigen, die das Blut hierher gemacht haben, sollen es selber
wegmachen<", hat Heimatforscherin Gertrud Eyhorn herausgefunden.50) Hubert
Gilgin, ebenfalls Heimathistoriker in Bad Bellingen, hat im September 2006 bei
einem Vortrag die Vorgeschichte des Mordes folgendermaßen dargestellt: Am
Samstag, 7. Oktober, hätten 13 Lancaster-Bomber, begleitet von Jagdfliegern das
Stauwehr von Kembs angegriffen. „Ein Bomber, der von der Flak schwer getroffen
wurde, stürzte in der Nähe von Rheinweiler in den Rhein. Der Besatzung, die
aus sieben Mitgliedern bestand, gelang es, ein Schlauchboot zu Wasser zu lassen
und das Boot zu besteigen. Zwei Männer sprangen aber sofort wieder in den Rhein
und erreichten das elsässische Ufer. Das Schlauchboot der fünf Insassen trieb den
Rhein hinunter. Als diese bemerkten, dass man in Rheinweiler ein Boot zu Wasser
ließ, sprang einer der Geretteten aus dem Boot und erreichte schwimmend das El-
sässer Ufer. Die verbliebenen vier Flieger wurden von deutschen Soldaten aufgefordert
, an das badische Ufer zu kommen. Sie wurden daraufhin festgenommen
und in das Rathaus Rheinweiler gebracht." Gilgins Quelle ist der Bericht einer el-
sässischen Zeitung aus dem Jahr 1989 und die Darstellung des ehemaligen britischen
Kommandanten Tom Bennet in diesem Bericht.51)

Barbara Bühler (*1922) wohnte damals im elterlichen Haus nahe dem Rheinufer
. Es war am späteren Nachmittag des 7. Oktober, als sie den Flieger- und Geschosslärm
hörte und einige Zeit danach ein Schlauchboot den Rhein heruntertreiben
sah. Sie erinnert sich an drei Soldaten, die an Land gegangen seien und die
schon bald darauf von dem, wie sie vermutet, durch einen Spitzel herbeigerufenen
Hugo Grüner sowie dessen beiden Begleitern mitgenommen wurden.52) Eine weitere
Augenzeugin in Rheinweiler, Elisabeth Roch (*1923), erinnert sich an das Geschehen
auf dem Brunnenplatz vor dem damaligen Rathaus, wo viele Dorfbewohner
zusammengelaufen waren und wohin die vier (!) Besatzungsmitglieder der abgestürzten
Maschine gebracht worden waren. „Die vier Männer in ihren nassen
Kleidern waren umringt von den Dorfbewohnern. >Sternen-Wirtin< Albertine
Fräulin, geborene Schmidt, hat gesagt, man solle den Soldaten trockene Sachen
zum Anziehen geben, worauf örtliche Parteileute der Wirtin gedroht haben. Sie hat
dann ihre Kinder an die Hand genommen und gesagt: >Erschießt uns doch!<." Ob
Hugo Grüner zu dieser Zeit schon am Rathausplatz war, weiß sie nicht mehr.53)

„Ich entschied, die Gefangenen hinzurichten"

Hugo Grüner war am 6. Mai 1945 in der Nähe von Lörrach verhaftet worden.
Seine Vernehmung zu dem Mord an den vier britischen Soldaten folgte am 29. Dezember
1945.54) Dabei machte er die folgenden Angaben: „Im Oktober 1944 oder
vielleicht Anfang November (...) machte ich an einem Abend gegen 19 oder 20

186


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0188