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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 187
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0189
Uhr eine Wagenrundfahrt, um mich von dem durch einen neuerlichen Luftangriff
entstandenen Schaden zu überzeugen. Als ich durch Rheinweiler kam, stellte ich
vor der Bürgermeisterei dieses Dorfes eine Menschenansammlung fest. Als ich
nach der Ursache forschte, setzte mir der Bürgermeister dieses Ortes auseinander,
dass vier englische oder amerikanische Flieger von Soldaten der Wehrmacht eben
aus dem Rhein gezogen und von diesen zum Bürgermeisteramt geführt worden
waren. Ich stellte fest, dass in der Tat vier Flieger in Kakhi-Uniform sich im Büro
des Bürgermeisters befanden. Ich habe nicht bemerkt, ob diese Flieger Abzeichen
auf ihren Blusen oder den Schulterstücken trugen. Sie waren ohne Kopfbedeckung
und von mittlerer Figur. Da ich die englische Sprache nicht kannte, habe ich das
Wort nicht an sie gerichtet. Ich weiß nicht, ob jemand von den Umstehenden Englisch
konnte; jedenfalls habe ich nicht geglaubt, sie verhören zu müssen. Da die
Wehrmacht und auch der Bürgermeister es ablehnten, diese Flieger zu übernehmen
, gab ich dem Bürgermeister den Befehl, an die Gendarmerie von Schliengen
um die Entsendung von vier Gendarmen zu telefonieren. Dreiviertel Stunde später
suchte mich der deutsche Gendarmeriechef Reiner mit drei Gendarmen, deren Namen
ich nicht weiss, auf. Ich erklärte den Gendarmen, dass ich von Wagner den
Befehl erhalten hätte, jeden gefangenen alliierten Flieger hinzurichten. Die Gendarmen
erklärten, dass es das Einzige wäre, das zu tun. Ich entschied alsdann, die
vier alliierten Gefangenen hinzurichten. Der eine der anwesenden Polizisten riet
mir als Hinrichtungsort das Rheinufer, da der Fluss sich 2,5 km von dem Bürgermeisteramt
entfernt befinde. Ich gab jedem Gendarmen den Befehl, sich eines Gefangenen
zu bemächtigen, und ihn an den für die Hinrichtung festgesetzten Ort zu
führen; jeder Gendarm musste eine Entfernung von hundert Metern einer vom anderen
innehalten.

Ich begab mich im Auto an das Rheinufer, nachdem ich den Gendarm und den
Gefangen, die sich am Ende des Zuges befanden, zu mir in den Wagen genommen
hatte. Als wir in die Nähe des Rheins kamen, Hess ich den Gendarmen und den
Gefangenen aussteigen und in Richtung des Flusses gehen. Als der Gendarm sich
an der linken Seite des Gefangenen befand, schoss ich aus dem kleinen Maschinengewehr
, das ich immer trug, eine Ladung in den Rücken des Gefangenen." Das
Protokoll gibt an, dass Grüner im weiteren Verlauf seiner Vernehmung versucht
habe, seine Tat auf den Gestapo-Agenten von Lörrach, Erich Meissner, abzuwälzen
. 55) Vermutlich hat Grüner zum Zeitpunkt seiner Vernehmung Ende Dezember
1945 gewusst, dass Meissner von den einrückenden französischen Truppen getötet
worden war. Meissners Tod wurde am 2. Mai 1945 beurkundet: „Erschiessung
durch die Besatzung am 24.4.1945".56)

Am 30. Dezember 1944 hatte Kreisleiter Grüner Neujahrsgrüße „an die Hoheitsträger
der NSDAP des Kreises Lörrach" verschickt. „Möge das Jahr 1945 uns den
Endsieg bringen", schrieb er darin in völliger Verkennung der militärischen Lage.
„In altbewährter Kampfesfreudigkeit wollen wir wie bisher die uns vom Führer
gestellten Aufgaben in Angriff nehmen und durchführen (...) für unser Reiches
Grösse und Sicherheit (...)•"57)

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