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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 189
(PDF, 39 MB)
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schollen, Hinweise auf seinen Tod gibt es nicht. Ob es an Grüners Geschick lag,
sich seiner Verhaftung zu entziehen oder an einer mangelhaften Suche nach ihm,
diese Fragen müssten noch geklärt werden. Am 6. Juli 1971 wurde er von seinen
Familienangehörigen im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf seines Wohnhauses
in Rötenbach für tot erklärt - mit Wirkung vom 31.12.1946.62)

Aus britischem Lager geflüchtet

Bei seiner Überstellung in den britischen Gewahrsam kam Grüner in das Inter-
nierungslager Recklinghausen-Hillerheide. Dieses stand ab dem 14. Juli 1945 unter
britischem Kommando. In dem hermetisch abgeriegelten Lager waren in den
ersten Jahren zwischen 3000 und 4000 Gefangene untergebracht - vor allem Exponenten
der NSDAP wie Gau- und Kreisleiter. Trotz Schießbefehls der Wachen
gelang mehr als 25 Internierten die Flucht, nur in drei Fällen konnten die Geflohenen
wieder gefasst werden. Das Lager wurde 1948 aufgelöst.63) Dass Hugo Grüner
einer der Geflohenen war, teilte die „Pol. Division - C-, XL Pol. Inspektion, Pol.
Station 7 - K -, Recklinghausen, am 12. Juli 1947 dem Oberstaatsanwalt in Freiburg
mit: „...dass der Beschuldigte Grüner seit dem 16. Februar 1947 aus dem hiesigen
Internierungslager flüchtig ist. Über seinen jetzigen Aufenthaltsort konnte nichts in
Erfahrung gebracht werden."64) In einer öffentlichen Ladung in der Badischen Zeitung
vom 21./22. Juli 1951 wurde Grüner aufgefordert, sich wegen des „Verfahrens
der politischen Säuberung" zu zwei festgesetzten Terminen zunächst vor dem
Untersuchungsausschuss am 17. August 1951, 9 Uhr, und danach am 27. September
, 9 Uhr, vor der Spruchkammer in Freiburg einzufinden. Da Grüner der Aufforderung
nicht nachkam, fällte die Spruchkammer das Urteil über ihn in Abwesenheit
. 65) Das Urteil: Hauptschuldiger.

Am Dreikönigstag (6. Januar) 1947 wandte sich Grüner-Tochter Hedwig in einem
Brief an ihren Onkel Hermann in Argentinien: „Der Krieg ist nun beendet
und es ist unser aller Wunsch zu erfahren, wie es dir geht (...). Vater ist interniert.
(...) Wir sitzen noch immer in Müllheim. (...) Mutti geht es immer gleich, Sorgen
um Papa (...) Klaus und ich haben den einen Wunsch ins Ausland zu kommen
(...)", ließ sie ihren Onkel wissen.66) In den frühen 1950er Jahren wandte sie sich
abermals an Onkel Hermann: „Wer weiß, ob Vater nochmals kommt und wenn
dann ist er wahrscheinlich körperlich und seelisch ein gebrochener Mann, der auch
Hilfe braucht", schreibt sie. Von diesem Brief ist nur die zweite Seite erhalten, so
dass sich das genaue Datum nicht feststellen lässt.67)

Was wussten die Grüners tatsächlich über den Verbleib des Vaters und Ehemannes
? In einer Erbteilungs-Angelegenheit wandte sich Ehefrau Adelheid Grüner am
7. Oktober 1954 an ihre Schwägerin, die Schwester von Hugo Grüner, Hermine
Wiehl, und unterbreitete dieser einen Verfahrens Vorschlag. Sie schrieb darin: „Ich
glaube bestimmt, dass es auch im Sinne von meinem Mann ist."68) Würde sie hier
eine andere Formulierung gewählt haben, wenn sie vom Ableben Hugo Grüners

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