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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 197
(PDF, 39 MB)
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ekel. Franz Kafka und Elias Canetti outen sich hier als Hebel-Verehrer, Hermann
Hesse lobt die unberührte Natur rund um Badenweiler. In der Tat, die Region am
Oberrhein scheint die Dichter zu beflügeln, denn viele kamen als Zugereiste her,
einige, um für immer zu bleiben.

Ein genialer optischer Kunstgriff weitet die Perspektive unter den Dachschrägen
: Auf der westlichen und auf der östlichen Längsseite laufen die fotografischen
Panoramen von Vogesen und Schwarzwald jeweils längs des Besucherstegs. Wäre
das Dach nicht dazwischen, könnte man die Berge in echt sehen. Und einen sieht
man auch, den Blauen, den südlichsten Vorposten des Hochschwarzwaldes. Eine
kleine viereckige Öffnung im Dach gibt den Blick auf den Gipfel frei, ein ungewöhnliches
Passepartout für ein ungewöhnliches Bild. Zwei Wendeltreppen führen
von der Hauptebene des Dachgeschosses hinauf zum Metallsteg. Für Dr. Thomas
Schmidt, den Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen im Marbacher Literaturarchiv
, das die neue Abteilung mit konzipiert hat, war klar: Hier hat man eine
klassische Aussichtsplattform, man lehnt am Geländer und blickt in die Ferne. Der
Reutlinger Museumsdesigner Wolf gang Pfeifroth hat den Ball gut aufgenommen,
das Ganze ist eine luftige, transparente Konstruktion geworden, der Blick kann
frei umherschweifen. Wie sortiert man nun die komplexe Thematik so, dass der
Besucher sich angeregt informieren kann, ohne von der Fülle erschlagen zu werden
? Auch hier hat das Museum zusammen mit der Marbacher Arbeitsstelle eine
stimmige Lösung gefunden: Drei Themenkreise - Landschaft, literarisches Leben
und die Grenzen in der Dreiländerecke - werden in je drei Vitrinen mit ausgewählten
Exemplaren präsentiert, unter dem Geländer befinden sich Auszüge für Schubfächer
, in denen weitere Exponate die Themenstellung vertiefen: Postkarten, Fotografien
, kostbare Erstausgaben mit handschriftlichen Anmerkungen. Zum Lesen
braucht man Zeit. Ein rundes Tischchen mit zwei bequemen Sesseln lädt zum
Schmökern ein. In den kleinen Bücherregalen zwischen den Vitrinen steht der erforderliche
Lesestoff. Und ein interaktives Computerterminal lädt zu weiteren Recherchen
ein. Man kann einen ganzen Nachmittag hier verbringen, sich an dem
dreifachen Hebelporträt amüsieren, das den sprachgewaltigen Oberländer einmal
in Golferkluft, einmal mit dem Smartphone und einmal mit Ansteckbuttons mit
Schweizerkreuz, Trikolore und Deutschlandfahne zeigt oder sich in die Problematik
des Heimatdichters Hermann Burte einlesen, der ein williges Sprachrohr der
Nazis gewesen war. Seinetwegen hatte später Bundespräsident Heuss die Lörracher
Ehrenbürgerwürde abgelehnt. Er wollte nicht mit dem „Mann eines grobschlächtigen
Antisemitismus und bramarbasierenden Nationalismus" in eine Reihe
gestellt werden. Burte (1879-1960) steht heute noch auf der Liste der Lörracher
Ehrenbürger. In der Vitrine zum literarischen Leben des Markgräflerlandes entdeckt
man den „Poetenwinkel'4 in Heitersheim: Im Garten des Deutschordensschlosses
hatte Joseph Albrecht Ittner, der letzte Kanzler des Malteserordens, mit
Freiburger Freunden eine „Poets Corner" eingerichtet. Hier gingen an der Wende
des 18. zum 19. Jahrhundert der Dichter und Publizist Johann Georg Jacobi, Goethes
Schwager Johann Georg Schlosser, der Naturforscher und Geometer Michael

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