http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-02/0068
STURM (zum Markgrafen): Seht Ihr, dass die Bauern nur aus diesem Grund vor
Breisach gezogen sind. Das war sicher eine Verteidigungsmaßnahme, und vielleicht
sind sie jetzt eher zum Nachgeben bereit.
MARKGRAF ERNST: Das glaube ich nicht.
SICKINGEN: Herr, der Rat von Breisach hat auch den Eindruck, dass sie einen
friedlichen Ausgleich mit Euch suchen.
MARKGRAF ERNST: Dann scheint ihnen ja das Schicksal der Elsässer ziemlich
in die Knochen gefahren zu sein.
SICKINGEN: Sicher, und außerdem haben sie wohl erfahren, dass die Württemberger
und Pfälzer ebenfalls besiegt sind.
MARKGRAF ERNST: Aha, nun kriegen sie's mit der Angst zu tun.
CRONBERG: Die Stadt Breisach bietet Euch ihre Vermittlung an, und auch Basel
hat bereits die Ratsherren Brand und Gebele in das Lager der Bauern geschickt.
MARKGRAF ERNST: So, die wollen sich auch wieder gut mit mir stellen, nachdem
sie erst vor kurzem mein Hilfegesuch abgelehnt haben.
SICKINGEN: Das ist möglich, Herr, auch ein Straßburger Gesandter ist bei den
Bauern.
MARKGRAF ERNST: Das weiß ich schon.
SICKINGEN: Und auch Freiburg hat die Räte Wirtner und Vogt dorthin gesandt.
MARKGRAF ERNST: Das ist ja die reinste Verschwörung gegen mich.
STURM: Diese Städte wollen doch nur einen Frieden zwischen Euch und Euren
Bauern vermitteln.
MARKGRAF ERNST (geht nachdenklich auf und ab): Sie haben eine schwere
Strafe verdient, und jetzt sollen sie so glimpflich davonkommen? Wie ein Verbrecher
musste ich aus meinen Landen fliehen, und dies, obwohl ich ihnen ein
gerechter Fürst war. (erregter) Und auf Rötteln haben sie mir alle Beraine und
Urkunden verbrannt. Schon allein dafür müssten sie hart bestraft werden.
STURM: Natürlich haben sie eine schwere Strafe verdient, doch was nützen Euch
ein zerstörtes Land und erschlagene Untertanen?
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