Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 10
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0012
Gnadenbrief in nachfolgenden Punkten des weiteren ins sich haltet, zu begaben."
Im letzten Punkt heißt es dann: „Neuntens noch insonderheit, daß an statt Vogts,
Stabhalters und Gerichts, das Stadt-Wesen allda, wie in anderen Städten, mit einem
Burgermeister und sechs Gerichts- und Raths-Personen künftighin bestellet
seyn, und mit jeweiliger Wahl und Bestätigung es nach eingeführter Ordnung gehalten
werde."8

Leibeigenschaft und herrschaftliche Lasten waren abgeschafft, die freie Religionsausübung
wurde ausdrücklich auf die Reformierten erweitert. Lutheraner und
Reformierte, die der Lehre Zwingiis oder Calvins folgten, waren zu diesem Zeitpunkt
noch getrennt. Katholiken und Juden war schon 1682 die Duldung zugestanden
worden. Niederlassungs-, Gewerbe- und Berufsfreiheit machten die Stadt
wirtschaftlich attraktiv. Da im 18. Jahrhundert aber weder Recht noch Freiheit allgemeingültig
galten, verfügte nur ein Teil der männlichen Lörracher, die Ortsbürger
, in größerem Maße über beides und konnte auch am politischen Leben teilnehmen
. Aus ihnen stammten die sechs Gemeinderäte, die zugleich auch für die niedere
Gerichtsbarkeit zuständig waren, die Ortsbürger wählten den Bürgermeister.
Ortsbürger war man durch Geburt oder als Fremder durch Erwerb, beides setzte
einen bestimmten Besitz voraus. Knapp 50% der männlichen Bewohner Lörrachs
dürften 1756 Ortsbürger gewesen sein. Gemeinderäte und Bürgermeister bildeten
zusammen den Gemeindevorstand und arbeiteten ohne Entschädigung. Die Gemeinderäte
waren damit Exekutive und Legislative zugleich und nicht, wie heute,
nur Legislative. Alle mussten allerdings vom Landesherren bestätigt werden. Ab
1760 wurde diese Aufgabe den Oberämtern übertragen und deren Stellung gegenüber
den Gemeinden gestärkt.

Letzter Lörracher Stadtvogt war damit Abraham Ziegler und erster Bürgermeister
nach der erneuten Stadterhebung Wilhelm Roth, dessen Vater gleichen Namens
von 1717 - 1726 schon Stadtvogt gewesen war. Der Ochsenwirt und Zunftmeister
der Metzger begründete damit eine Lörracher Bürgermeistertradition, die bis heute
260 Jahre lang andauert. Er war Wirt im Stubenwirtshaus am alten Marktplatz, zu
dem nur der Stadtrat und von ihm geladene Personen Zutritt hatten und das somit
quasi als Rathaus diente. Die Stadt hatte bis dahin kein eigenes Verwaltungsgebäude
gehabt, lediglich das Oberamt Rötteln hatte hier seinen Sitz, die Landvogtei. So
ist das Jahr 1756 nicht nur der Beginn der Bürgermeistertradition, sondern auch
der des Rathauses. Denn in diesem Jahr wurde zum ersten Mal ein Rathaus an der
Stelle gebaut, an der heute noch das Alte Rathaus steht. Allerdings ist die heutige
Gestaltung des Rathauses erst nach dem Neubau 1869/70 entstanden.9

Mit dem Rathaus wurde aus dem Stubenwirtshaus zuerst der „Ochsen" und ab
1888 der „Storchen". Im Rathaus war zudem im Erdgeschoss die Kornkammer untergebracht
und die Wachstube für die Ortspolizei. In Würdigung der Verdienste
von Landvogt Wallbrunn wurde diese Straße, die ursprünglich Ufhabistraße hieß,
später nach ihm benannt. Gegenüber dem Rathaus stand damals die Landvogtei.
Es war nicht das Dienstgebäude, sondern die Residenz der Landvögte. 1896 wurde
es abgerissen, hatte aber zuvor schon anderen Zwecken gedient.10 So standen sich

10


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0012