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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 13
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0015
grafschaft Baden-Baden mit Baden-Durlach. Die Reformen wurden übernommen.
Das deutlich vergrößerte Territorium blieb immer noch klein und zersplittert. Für
Lörrach und das Oberamt Rötteln bedeutete dies aber kaum Veränderungen.

Veränderungen brachten die Folgen der Koalitionskriege, der Französischen Revolution
, der napoleonischen Kriege und der territorialen Umgestaltung. Die Jahre
vor und nach der Jahrhundertwende von 1800 können hier nicht im Einzelnen dargestellt
werden. Die Kriege jedenfalls belasteten die Stadt und behinderten ihren
wirtschaftlichen Aufschwung. Für die Zukunft entscheidend waren aber die territorialen
Veränderungen, die aus der kleinen Markgrafschaft mit dem Großherzogtum
einen Mittelstaat schufen. Dieser Prozess war in zwei Schritten größtenteils in
den Jahren 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss und 1805 im Frieden
von Pressburg erfolgt. Das neue Gebilde stand unter erheblichem Erfolgsdruck.
„Der Zwang zur zügigen Integration dieser völlig heterogenen, durch jahrhundertealte
Traditionen unterschiedenen Gebiete; ökonomische und finanzpolitische
Probleme nicht zuletzt wegen des dauernden Kriegszustandes; und die nicht nur
freiwillige, sondern mit teilweise erheblichem Druck von außen forcierte Orientierung
am französischen Modell der Gesellschaftsreform, der Durchsetzung einer
Staatsbürgergesellschaft - das waren die wichtigsten Motive einer mit dem Staatsbildungsprozeß
einhergehenden Reformpolitik auch in Baden."15 Der Reformpro-
zess sollte weitergehen, Markgraf Karl Friedrich regierte ja nun als Großherzog.
Grundlage für die Durchsetzung einer Staatsbürgergesellschaft sollte der napoleonische
Code Civil werden, dessen Grundsätze 1810 ins neue Badische Landrecht
für das Großherzogtum übernommen wurden. Auf der Grundlage gleicher Rechte
für alle Staatsbürger sollte der Staat bis auf die Ebene der Gemeinden gestaltet
und im Sinne einer aufgeklärten rationalen Verwaltung neu organisiert werden. In
dem heterogenen, traditionslosen Gebilde Großherzogtum Baden sollten gleiche
Voraussetzungen für alle geschaffen werden. Einer der Motoren dieser Politik war
Sigismund von Reitzenstein, der sich von 1792 bis 1796 als Landvogt von Rötteln
durch „Umsicht und Tatkraft ausgezeichnet"16 hatte. Es muss aber kritisch angemerkt
werden, dass dieser Prozess zwar Staatshandeln und Verwaltung rationaler,
effizienter und transparenter machte, dass er aber von oben verordnet war und
Zentralisierung der Macht in Händen der Staatsbürokratie bedeutete. Partizipation
der Bürger war darin zuerst einmal nicht vorgesehen.

Als größeres Defizit sollte sich zudem herausstellen, dass durch dieses Vorgehen
auch die Tendenzen zur Selbstverwaltung und Selbstorganisation der Gemeinden,
besonders aber der Städte, betroffen waren. Idealisiert stellte sich folgendes Bild
dar: Diese konnten selbst darüber bestimmen, wer sich in der Stadt niederlassen
durfte, wer Ortsbürger werden konnte und wie viel man dafür zu bezahlen hatte.
Gemeindeversammlungen wählten die Bürgermeister, entschieden über Gemeindeangelegenheiten
und die niedere Gerichtsbarkeit wurde von Gemeinderäten ausgeübt
. Diese Situation widersprach jedoch dem Gedanken eines einheitlichen
Staatsbürgerrechts, das für jeden Einwohner des Großherzogtums die gleiche
Rechtslage unabhängig davon garantierte, wo und wie er wohnte, und für das hete-

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