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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 19
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Hüglin, Schultz und Wenner hatten sich sogar zweimal zur Verfügung gestellt. Zumeist
waren sie vor oder nach ihrer Amtszeit auch Gemeinderäte oder im Bürger-
ausschuss. Wenner war zuvor Stadtschreiber gewesen. Das Rathaus war klein, die
Zahl der Bediensteten ebenfalls. Eduard Kaiser beschreibt die Gemeindepolitik
vor 1850 so: „Das Gemeindeleben hiesiger Stadt war um diese Zeit und bis in die
vierziger Jahre hinein ein stilles und kaum merkliches. Zwei feindselige Schwäger
bestritten alle paar Jahre einander, das Bürgermeisteramt, die Gemeinderäte blieben
versteinert auf ihren Sitzen, der Ratsschreiber und Ratsdiener machten die
Hauptsache, Justiz gab es fast gar nicht... Niemand begehrte ein Amt, Sitzungsprotokolle
wurden selten, meist gar nicht geführt, ein jährlicher Voranschlag nur gelegentlich
besprochen und beraten. Das Hauptaugenmerk war darauf gerichtet, wenig
Ausgaben zu machen und die Umlagen nicht zu erhöhen. Es ging alles mündlich
und patriarchalisch zu. Der Bürgermeister brachte seinen Rechen oder seine
Haue mit in die Sitzung und begab sich nach derselben zu seinem Gesinde auf den
Acker oder in die Reben."24

Dies stand im Gegensatz dazu, dass die Einwohnerzahl der Stadt beständig stieg
und um die Mitte des Jahrhunderts schon die 3000 überschritten hatte. Mit dem
Beitritt Badens zum deutschen Zollverein 1835 nahm die Industrialisierung Lörrachs
, geprägt durch die Textilindustrie, rasante Formen an. 1837 wird die Tuchfabrik
gegründet, 1847 die Baumwollspinnerei Vogelbach. Eduard Kaiser spricht in
diesem Zusammenhang von einem „Dekorations- und Stückwechsel in unserem
Tal, wie er zum zweitenmal kaum denkbar ist. Das ganze bürgerliche, soziale,
ökonomische, gesellige, finanzielle und gemütliche Leben der Gegend wurde ein
anderes, neues und ungewohntes... Polizei und Bürgemeisterämter bekamen zehnfache
Arbeit, Sorgen und Schreibereien."25 Die Realität wird also zwischen den
beiden unterschiedlichen Einschätzungen von Kaiser gelegen haben. Zudem trifft
wohl die erste Aussage eher auf die zwanziger und dreißiger Jahre, die zweite auf
die Zeit ab 1845 zu.

Die Lörracher Bürgermeister dieser Zeit dürften dem breiten Spektrum des liberalen
Lager angehört haben, das seine Orientierung in und auf den Kommunen
hatte. Dies entsprach wohl auch dem Selbstverständnis der Ortsbürger in Lörrach.
Es ging also vornehmlich darum die Selbstständigkeit der Kommunen zu verteidigen
und zu erweitern gegenüber einer Bürokratie, die man als Bevormundung erlebte
. Es bedeutete aber nicht unbedingt, dass man die großherzogliche Monarchie
ablehnte. In Lörrach hieß liberal aber auch etabliert und lutherisch zu sein. Organisierte
Parteien im heutigen Sinn hat es vor 1848 nicht gegeben, lediglich Fraktionierungen
. Johann Georg Grether war selbst viele Jahre Mitglied des Landtags in
der Zweiten badischen Kammer und galt als gemäßigt liberal, Schöffel war 1819
als Wahlmann für den Wahlkreis Lörrach gewählt. Die Wahlmänner hatten sich
einstimmig für Grether als Abgeordneten entschieden. Gebhardt hatte sich als Gemeinderat
nach der gescheiterten Revolution in der Frage der Amtsenthebung von
Wenner auf dessen Seite gestellt. Kalame wiederum war mit Wenners Schwester
verheiratet. Feldkirchner war Mitglied des Bürgerausschusses und 1848 Kandidat

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