Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 26
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0028
V. 1872 -1927: Vom Honoratioren- zum Berufsbürgermeister

In den ersten 120 Jahren der Lörracher Bürgermeistergeschichte waren 17 verschiedene
Bürgermeister im Amt, davon vier zweimal. Im Schnitt betrug die
Amtsdauer sieben Jahre. In den nächsten 140 Jahren werden es nur noch neun
sein, ohne den 2014 neu gewählten Jörg Lutz. Die Mehrheit davon werden zudem
Juristen sein. Mit 15 Jahren ist die durchschnittliche Amtsdauer mehr als verdoppelt
. Die beiden in diesem Kapitel behandelten Bürgermeister Johann Josef
Grether mit 34 Jahren und Erwin Gugelmeier mit 21 Jahren Amtsdauer verkörpern
dies in ganz besonderem Maße. Sie sind die ersten beiden Bürgermeister, nach denen
in Lörrach eine Straße benannt ist. Sie stehen aber auch für Ende und Beginn
einer Ära; für den Wechsel vom Honoratioren- zum Berufsbürgermeister. Schon
bei diesem Wechsel hatte das Oberbadische Volksblatt geschrieben: „Der 17. September
1906 wird in die Annalen unserer Stadt als einer der Bedeutsamsten zu
verzeichnen sein. Mit ihm schließt ein Zeitabschnitt in der Geschichte Lörrachs
ab. Mit ihm wird ein neuer Zeitabschnitt, eine neue Ära beginnen."37 Schon der
Amtsbeginn von Grether hat einen neuen Zeitabschnitt markiert. 1871 war das
Deutsche Reich unter Bismarck gegründet worden, das Großherzogtum Baden
wurde ein Teil davon. Lörrachs Aufstieg zur Industriestadt bekam noch einmal einen
gewaltigen Schub. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich in der Amtszeit
Grethers bis 1905 auf fast 12 000. Das mit Lörrach zusammengewachsene Stetten
hatte dann knapp 4000 Einwohner. Basel expandierte zwischen 1850 und 1905
von 27 000 auf 110 000 Einwohner. Das vordere Wiesental verdichtete sich zusammen
mit Basel zu einer Agglomeration.

Johann Josef Grether stand aber noch für den traditionellen Honoratiorenbürgermeister
. Mit erst 32 Jahren hat er bei Amtsbeginn schon eine erstaunliche Karriere
hinter sich. Nach dem Besuch der Volksschule in Lörrach und weiterer beruflicher
Schulen in der Schweiz absolvierte er seine Lehr- und Gesellenjahre als Bierbrauer
in Mannheim, München und Rheinfelden. Mit 21 Jahren wurde er Besitzer der
vormals Enderlinschen Brauerei mit Gastwirtschaft, die sein Vater 3 Jahre zuvor
gekauft hatte. 1864 verkaufte er sie mit großem Gewinn an den bisherigen Pächter
Adam Lasser. 1865 hatte er das Lörracher Bürgerrecht erworben, 1871/72 war er
Mitglied des Gemeinderats. Finanziell unabhängig, konnte er es sich so leisten,
das nun doch aufwändigere Bürgermeisteramt zu übernehmen und Politik zu betreiben
. So war er 1871 - 1876 Mitglied des Landtags für die Nationalliberalen im
Wahlkreis Lörrach-Stetten. Die Nationalliberalen waren der Teil des Bürgertums,
der spätestens nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 unter Bismarck
seinen Frieden mit diesem gemacht hat. Einheit galt jetzt wichtiger als Freiheit.
Doch 1884 schloss er sich der von Markus Pflüger gegründeten linksliberalen badischen
Fortschrittlichen Volkspartei an und war bis 1906 Vorsitzender des Freisinnigen
Vereins in Lörrach. Die Freisinnigen waren innerhalb der badischen Fortschrittlichen
Volkspartei ein Lörracher Spezifikum, sie gab es aber auch sehr
mächtig in Basel. Sie waren in Lörrach bis Anfang des 20. Jahrhunderts dominant

26


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0028