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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 29
(PDF, 39 MB)
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von der Textilindustrie etwas ab. 1897 jedenfalls, zu seinem 25jährigen Dienstjubiläum
, wurde seine Arbeit in den höchsten Tönen gelobt.

Doch einige Probleme blieben und waren mit den vorhandenen Strukturen auch
nicht zu schaffen. Als 1905 endlich ein Bauamt eingerichtet wurde, musste dies in
einem Privathaus gegenüber dem viel zu kleinen Rathaus untergebracht werden.
Rathausneubau, moderne Verwaltungsstruktur, Ausbau der Kanalisation, Schaffung
von Schulräumen und die anstehende Eingemeindung von Stetten waren die
großen Themen. Zumal sich auch die politische Konstellation in Lörrach geändert
hatte. 1905 wurde auch im Wahlkreis Lörrach-Stetten zum ersten Mal nach dem
allgemeinen gleichen Männerwahlrecht für den Landtag gewählt. Der Sozialdemokrat
Ernst Rösch gewann gegen den Freisinnigen Friedrich Vortisch. Die Freisinnigen
begannen ihre Dominanz in Lörrach zu verlieren. Am Ende traute man es
Grether wohl nicht mehr zu, dies alles zu bewältigen. Grether reichte seinen Rücktritt
aus Alters- und Gesundheitsgründen ein. Der Gemeinderat stimmte zu und beschlos
s, eine im Neubaugebiet Lörrach-Nord geplante Straße mit Platz „zum bleibenden
Gedächtnis der Verdienste des Bürgermeisters Grether und dessen Vorfahren
(d.h. des Großvaters und Vaters) um die Entwicklung der Stadt Gretherstraße
und Gretherplatz zu benennen."42 Sein Porträt wurde auf seinen Wunsch vom Stei-
nener Maler Ernst Hänßler gestaltet und entspricht mit seinem vergoldeten Barockrahmen
dem traditionellen patriarchalischen Wunschbild eines Mannes von
Würde, Erfolg und Güte. Die Darstellung ist so ganz anders als die seines Großvaters
Johann Jakob. Nur vier Jahre nach Ende seiner Arbeit im Lörracher Rathaus
starb Grether an den Folgen eines Schlaganfalls.

Die bevorstehende Bürgerausschusswahl 1906 entwickelte sich nun zur Frage
der politischen Kräfteverhältnisse in der Stadt und wurde überlagert von der durch
den Bürgerausschuss durchzuführenden Wahl eines neuen Bürgermeisters. SPD,
Nationalliberale und das Zentrum machten bei der Kommunalwahl und in der Bürgermeisterfrage
gemeinsame Sache. Für sie gab es in der Stadt nur einen gemeinsamen
Gegner: die „freisinnige Zwingherrschaft". Der sozialdemokratische Volks-
freund drückte sich noch schärfer aus: „Herunter mit dem verknöcherten Freisinn
vom Rathaus." Man hatte aber wie schon im Landtagswahlkampf auch den neuen
führenden Mann des Lörracher Freisinns, Rechtsanwalt Friedrich Vortisch, im Visier
. Ihm unterstellte man, dass unter seiner Regie die absolute freisinnige Bürger-
ausschussmehrheit vorab praktisch alle wichtigen Fragen entscheide und so die eigentlichen
Sitzungen des Bürgerausschusses eine Farce seien. Alle drei oppositionellen
Parteien wollten einen auswärtigen Berufsbürgermeister; von auswärts sollte
er sein, damit er unbeeinflusst von den hier herrschenden politischen Verbindungen
und gewachsenen Strukturen sein Amt unparteiisch ausüben könne, ein Berufsbürgermeister
sollte es sein, da nur so die Zukunftsaufgaben der wachsenden
Industriestadt zu bewältigen seien.

Diese Bürgerausschusswahlen änderten die politischen Verhältnisse in Lörrach
vollkommen. Die Nationalliberalen erhielten 21 (bisher 10), die SPD 20 (20), das
Zentrum 12 (4) und der Freisinn 19 (38) Sitze. „Die F.V Majorität" auf dem Rat-

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