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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 30
(PDF, 39 MB)
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haus war damit gesprengt worden. Auch in Basel hatte der Freisinn durch die Wahlrechtsreform
des Jahres 1905 seine 40jährige Vorherrschaft verloren. Am 11. Juni
1906 stellte die SPD im Bürgerausschuss den Antrag, eine Stelle für einen Berufsbürgermeister
mit einem Jahresgehalt von 7.000 DM auszuschreiben. SPD, Zentrum
und Nationalliberale hatten sich schon auf den erst 27jährigen Juristen Dr. Erwin
Gugelmeier als Kandidaten geeinigt. Gugelmeier war als Sohn eines Postmeisters
in Bühl geboren, die Familie stammte aber ursprünglich aus Auggen. Berufliche
Erfahrung hatte er durch vielfältige Tätigkeit im öffentlichen Dienst gesammelt
, zuletzt als Stadtrechtsrat in Baden-Baden. Dem jungen Juristen traute man
eine dynamische Zukunftsentwicklung und die Führung einer effizienten Verwaltung
zu. Auch fünf seiner Nachfolger werden Juristen sein. Zudem war und ist er in
der 260jährigen Lörracher Bürgermeistergeschichte mit 27 Jahren der jüngste Berufsanfänger
.

Bald darauf wählte der Bürgerausschuss einstimmig, also auch mit den Stimmen
des Freisinns, Dr. Erwin Gugelmeier, der der Nationalliberalen Partei angehörte,
zum neuen Bürgermeister. Ein Sozialdemokrat als Bürgermeister war im Kaiserreich
undenkbar, ein Vertreter des katholischen Zentrums im protestantischen
Lörrach nicht mehrheitsfähig. Ein Freisinniger sollte es nicht sein. So blieb nur ein
protestantischer Nationalliberaler. Da Gugelmeier als offen und sozial galt, war er
für SPD und Zentrum akzeptabel, die zusammen mit den Nationalliberalen im
Bürgerausschuss die Mehrheit hatten. Auch Freisinn und NLP hätten eine Mehrheit
gehabt. Doch beide liberale Parteien standen sich zu misstrauisch gegenüber.
Die Volks wacht kommentierte den Vorgang später folgendermaßen: „Wie wurde
der Weg freigemacht? Kurz gesagt dadurch, daß unser Genosse Göll, der katholische
Stadtpfarrer und der nationalliberale Parteiführer, Rechtsanwalt Schmidt,
Arm in Arm durch die Straßen Lörrachs spazierten, gegen den auf dem Rathaus
jahrzehntelang eingenisteten kleinbürgerlichen Freisinn, unter dessen Herrschaft
eine großzügige und soziale Gemeindepolitik nicht zu erwarten war." Das Mark-
gräfler Tagblatt schrieb während des Kommunalwahlkampfs über die Lörracher
Verhältnisse: „Daß die politische Zusammensetzung der Lörracher Wählerschaft
eine merkwürdig buntscheckige ist wie wohl in keiner anderen badischen Stadt, ist
bekannt.4'43 Es war das erste Mal in der Lörracher Geschichte, dass es um die Position
des Bürgermeisters eine solche parteipolitische Auseinandersetzung gegeben
hatte. Gugelmeiers Position hat sie allerdings nicht geschwächt.

Bei seiner Bewerbung hatte Gugelmeier den Ausbau der Volksschule, die Förderung
der Volksbildung, Fürsorge für Arme und Kranke, Einrichtung einer Gesund-
heits-, Wohnungs- und Baupolizei, Integration der Arbeiter und den Bau von Straßen
und Anlagen als vordringlich genannt und ein Programm für eine moderne
Stadtverwaltung entwickelt.44 Zudem war eine heikle Zukunftsfrage zu lösen: die
Eingemeindung Stettens. Die Stadt brauchte Gebiet für die weiter wachsende Bevölkerung
, Stetten konnte die mit dem Bau von Neustetten verbundenen Probleme
nicht verkraften. Die alte Schule platzte aus allen Nähten. Einen Neubau konnte
man sich nicht leisten, um nur das drängendste Problem zu nennen. Doch waren

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