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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 32
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ger an den Beratungen teilnehmen konnten. So wurden Strukturen geschaffen, die
den heutigen Verhältnissen ähnlich sind. Durch zu sparsame Stellenbesetzung und
Bezahlung unter Grether war die Stadt zuletzt kaum mehr funktionsfähig gewesen.
Sitz der Stadtverwaltung war immer noch das alte, viel zu kleine Rathaus in der
Wallbrunnstraße. Gugelmeier ließ das alte Amtshaus am Marktplatz abreißen. Wo
heute der Durchgang zum neuen Marktplatz ist, sollte ein neues, dringend notwendiges
Rathaus entstehen. Noch im April 1914 hatte der Bauausschuss den Bau eines
neuen Rathauses beschlossen. 1907 initiierte er die Errichtung des Hebeldenkmals
, das 1910 im Hebelpark eingeweiht werden konnte. Auch den Bau einer zollfreien
Straße nach Weil wollte er, ebenso wie die Weiterführung der Tramlinie von
Riehen bis zum Lörracher Bahnhof. Ja, es gab sogar Pläne, diese über Tumringen,
Haagen, Hauingen bis nach Brombach weiterzuführen. Er hatte den wichtigen
Blick für die Öffnung nach außen, vor allem nach Basel. Seine Politik spiegelte
den großen Optimismus und die Aufbruchstimmung dieser Zeit in Lörrach wider.
Der 1914 beginnende Erste Weltkrieg verhinderte vieles. Die Tramverbindung mit
Riehen kam zwar im November 1919, doch ein neues Rathaus wurde erst 1976
fertig, die zollfreie Straße ist sogar erst 2013 eingeweiht worden.

Für die Stadtverwaltung stellten sich im Ersten Weltkrieg, auch wegen der
Grenzlage, ganz andere und neue Aufgaben. Alles war dem Krieg untergeordnet
. Die 1915 eigentlich anstehende Bürgermeisterwahl wurde aufgehoben, da
im Krieg generell keine Wahlen stattfanden. 1917/18 übernahm Gugelmeier so
auch das Reichstagsmandat für den verstorbenen Ernst Blankenborn aus Müllheim
. Gugelmeier gehörte nicht zum großen nationalistischen Flügel seiner
Partei, sondern hielt Kontakt mit den Reformparteien SPD, Zentrum und Fortschritt
und arbeitete in der Erwerbslosenfrage eng mit den Gewerkschaften zusammen
. Denn mit der Erwerbslosenfürsorge Lörrach hatte Gugelmeier ein
Modell geschaffen, an dem sich Reich, Unternehmer und einige umliegende
Gemeinden beteiligten. Gegen Kriegsende soll er 30 - 40 Hammel im städtischen
Schlachthof schwarz schlachten lassen haben, um die Not der Menschen
zu lindern.45 Nach Kriegsende schloss er sich auch der neugegründeten linksliberalen
Deutschen Demokratischen Partei an.46 Gerade hier im badischen Dreiländereck
massierten sich mit Kriegsende die Probleme. Lörrach war Demobilisierungsort
für tausende bewaffnete und desillusionierte Soldaten, die Wirtschaft
lag danieder, da die gewachsenen Verbindungen in die Schweiz und ins
Elsass gekappt waren. Wohnungsnot und Versorgung mit den wichtigsten Gütern
des täglichen Bedarfs waren kaum mehr zu steuern. Revolution und die
neue demokratische Republik weckten Hoffnung, ohne die Probleme aber lösen
zu können. Bürgermeister Gugelmeier stellte sich mutig der Situation, ohne dafür
verantwortlich zu sein und mit geringen Spielräumen zur Entspannung.
Dennoch wirkte sein Handeln ausgleichend und beruhigend, wenn auch nicht
immer mit Erfolg.

„Als ich in einer Versammlung im Kühlen Krug [H.B.: im März 1919] Aufklärung
gab, sammelten sich erregte Menschen auf der Straße, gingen gegen mich vor

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