Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 38
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0040
nenswert. Teilweise konnte in Wohnungsbau und Ausbau der Kanalistaion investiert
werden. Die Fridolinschule wurde erweitert, ein Schwimmbad am Gewerbekanal
gebaut und das Heimatmuseum eröffnet. Der Plan zum Bau eines städtischen
Verwaltungsgebäudes hinter der Villa Favre scheiterte. Anfang 1933 war
Lörrach, um es noch positiv auszudrücken, sehr hoch verschuldet, aber eigentlich
pleite. Man kann Graser auch vor 1933 nicht vorwerfen, dem Nationalsozialismus
nahegestanden zu haben, er trat deren Treiben aber auch nicht entschieden
entgegen. Dies zeigte sich, als die Stadtverwaltung im Januar 1932 keine
Handhabe sah, die Einrichtung einer Suppenküche der lokalen NSDAP auf einem
städtischen Grundstück zu verhindern. Diese war, trotz gegenteiliger Vereinbarung
, vor allem auch Versammlungsraum der SA und Ort von Parteiveranstaltungen
. Auch dagegen ging Graser trotz mehrfacher Hinweise nicht vor.59 Offensichtlich
glaubte er, wie andere bürgerliche Politiker, dass man mit der
NSDAP zusammenarbeiten und sie durch Entgegenkommen „entradikalisieren"
könne. Dass dies nicht so war, zeigte sich wie im ganzen Reich auch in Lörrach
bei der Machtergreifung im Jahr 1933. Das Ende der Weimarer Republik und die
Machtergreifung der Nationalsozialisten ist auch auf der lokalen Ebene mittlerweile
gut beschrieben. In Lörrach zuletzt durch das schon mehrfach angeführte
Buch von Robert Neisen.

Als die Nationalsozialisten am 6. März 1933 eigenmächtig die Hakenkreuzfahne
am Lörracher Rathaus aufhängten, konnte Bürgermeister Graser dies für drei
Tage noch einmal unterbinden. Es war im Grunde das letzte Mal, dass sich im
Lörracher Rathaus so etwas wie offener Widerstand zeigte. Der stellvertretende
Bürgermeister, Stadtrat Friedrich Vortisch, gehörte noch zu denen, die persönlichen
Mut bewiesen. Am 19. April 1933 wurde der Lörracher Ortsgruppen- und
Kreisleiter der NSDAP, Reinhard Boos, in der Stadtverwaltung vom badischen
Gauleiter Robert Wagner als Aufpasser eingesetzt: „... wird zur Aufrechterhaltung
der öffentlichen Sicherheit und Ordnung der Stadtverwaltung Lörrach Herr Dr.
Boos als Kommissar beigeordnet. Der Kommissar ist befugt, aus Gründen der
Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung die Ausführung von
Beschlüssen des Bürgermeisters, des Stadtrates und sämtlicher übriger städtischen
Behörden zu untersagen. Der Einblick in die gesamte Stadtverwaltung steht
ihm offen."60 Es war, nach der Gleichschaltung der Länder, der Anfang vom Ende
der kommunalen Selbstverwaltung und der Beginn der Übernahme der lokalen
Macht durch die NSDAP. Der Sturm auf die Rathäuser hatte begonnen. Der
nächste Schritt war die Gleichschaltung der Gemeindeparlamente. Dies war in
zweierlei Hinsicht wichtig. Einmal waren die letzten Gemeindewahlen 1930 gewesen
, als die NSDAP nur 11 der 86 Mandate erreicht hatte, und zum anderen
stand im Juni 1933 durch das Ende der ersten Amtszeit von Graser die Bürgermeisterwahl
an. Durch die Gleichschaltungsgesetze, durch die Aberkennung
kommunistischer Mandate und durch Druck verfügte die NSDAP Ende April
1933 ohne Neuwahl über 6 von 10 Stadträten und über 13 von 24 Stadtverordneten
. Die Gremien waren verkleinert worden.61

38


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0040