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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 41
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hörig betrachtet."66 Die hohen Spesenrechnungen für Dienstfahrten seien auch nur
deswegen zustande gekommen, weil Graser in seiner Zeit als Stellvertreter Gugel-
meiers diesen deswegen so oft habe vertreten müssen, da dieser ständig durch seine
vielen Ämter abwesend gewesen sei. Gugelmeier habe deswegen im Volksmund
den Spitznamen „Erich der Auswärtige" gehabt. Grasers Tätigkeit von
1922-27 sei eigentlich gar nicht notwendig gewesen.67 Wenn hier jemand „moralisch
infam" agiert, dann ist es Boos, der mit seinen Anschuldigungen keinen Erfolg
hatte. Beim Vorgehen gegen den Rechnungsdirektor Josef Pfeffer, den er entlassen
hatte, um dessen Pensionsansprüche zu beseitigen, spricht Neisen von Seiten
Boos von einer „extremen Hartnäckigkeit". Auf jeden Fall brachte er Pfeffer
mit seiner siebenköpfigen Familie in existentielle Not. Mit Pfeffer sollte das katholische
Zentrum, das von Boos als „Krappennest" bezeichnet wurde, getroffen werden
. Nach dem Ausschalten der Arbeiterbewegung vermutete er von dort noch den
größten Widerstand. Der ganze Vorgang ist bei Neisen ausführlich beschrieben.68

Boos Leistungen in der Kommunalpolitik sind eher bescheiden. Der schon
1933/34 beschlossene und begonnene Bau der Homburgsiedlung wurde weitergeführt
. Bemühungen um eine Konsolidierung des Haushalts sind Boos nicht abzusprechen
. Um die Instandhaltung der Infrastruktur bemühte er sich. Nur in Plänen
haben weitgehende architektonische Vorstellungen stattgefunden, „dem großen
Basel auf der anderen Seite eine möglichst starke deutsche Stadt entgegenzustellen
."69 In dieser Grenzlandideologie sollte das „braune" Lörrach gegen das „rote"
Basel ein ideologisches und bauliches Bollwerk sein. Die Gestaltung des neuen
Marktplatzes 1940, der auch als Aufmarschgelände für Veranstaltungen dienen
sollte, ist untrennbar mit der Zerstörung der Synagoge in Zusammenhang mit der
Reichspogromnacht am 10. November 1938 verbunden. Repräsentative Bauten
wie ein neues Rathaus, ein Theater und ein Arbeitsamt sollten entstehen. Auch ein
anderes Ziel konnte Boos nur in Ansätzen verwirklichen. Seine anmaßende Idee,
dieses braune Bollwerk durch die Eingemeindungen von Weil, über Tüllingen,
Tumringen, Haagen, Hauingen, Brombach bis Steinen zu verwirklichen, stießen
innerhalb der davon betroffenen Nationalsozialisten auf erbitterten Widerstand.
Dabei gehörten Zentralisierungen durchaus zum Handlungskonzept des Nationalsozialismus
. Boos wurde von Landrat Peter unterstützt und schon in der Weimarer
Republik hatte es Tendenzen gegeben, durch einen Zusammenschluss von Haagen,
Hauingen und Brombach die Aufgaben besser bewältigen zu können. Letztendlich
kam es 1935 aber nur zur Eingemeindung von Tüllingen und Tumringen, und
selbst dort gegen Widerstände. „Gemessen an den ursprünglichen Plänen von
Boos war dies allerdings ein Misserfolg."70

1934 konnte die Stadtverwaltung teilweise in der stillgelegten Seidenband Weberei
Sarasin, auf dem heutigen Postareal, Platz nehmen. Dafür wurden die Baracken
am alten Marktplatz abgerissen. Das Alte Rathaus wurde, zuerst heimlich, Wehrbezirkskommando
, bis 1936 Hitler unter Bruch des Versailler Vertrags seine Truppen
in die entmilitarisierte Zone und damit auch nach Lörrach einmarschieren ließ.
Das war die Vorbereitung für den Krieg und dieser verhinderte dann endgültig,

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