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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 44
(PDF, 39 MB)
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me, Versorgung mit Brennmaterialien und Wohnungsnot waren die beherrschenden
Themen, alleine 1946 waren 1500 Flüchtlinge unterzubringen. Mehrere hundert
Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter waren zudem in Lörrach von den Nationalsozialisten
festgehalten worden.79 Der Umgang mit den französischen Behörden
war nicht immer einfach, Requirierungen trafen zu häufig nicht nur verantwortliche
Nationalsozialisten, wie Berichte des Sozialdemokraten Kuhn belegen.80
Pfeffers Spielraum war gering, er war klar der französischen Militärregierung untergeordnet
und wurde persönlich dafür haftbar gemacht, ihre Anordnungen umzusetzen
. Doch insgesamt hat er im Rahmen seiner Möglichkeiten viel für die Menschen
erreicht. Hilfreich war auch der Basler Beitrag mit großzügiger materieller
Hilfe in der Nachkriegszeit. Am 11. Mai 1947, zum Hebelfest, erlaubte die Militärregierung
auf Initiative von Pfeffer die Öffnung der Grenzen zur Schweiz. Auch
der Straßenbahnverkehr Lörrach - Riehen, der mit Beginn des Zweiten Weltkriegs
1939 unterbrochen war, wurde wieder aufgenommen. Pfeffer konnte seine guten
Kontakte nach Basel nutzen. Er war auch Mitbegründer des Hebelbundes. Das humanistische
Menschenbild Hebels passte zu seinem christlich motivierten, politisch
mutigen Handeln.

Im Oktober 1945 ernannte die französische Militärregierung ein Gemeinderatskomitee
, in das sie Mitglieder von vier schon vor 1933 bestehender Parteien berief
. Von den 11 Mitgliedern gehörten drei der SPD, drei der KPD, drei den Demokraten
und mit Bürgermeister Pfeffer zwei dem Zentrum an. Mit der Zulassung der
Parteien 1946 konnte das politische Leben, wenn auch noch mit vielen Einschränkungen
, wieder beginnen. SPD und KPD waren wiedergegründet. Mit der Badisch
-Christlich-Sozialen Volkspartei, später CDU, entstand eine überkonfessionelle
christliche Partei; Pfeffer war in Lörrach Gründungsmitglied. Auch die Liberalen
hatten sich auf eine Partei geeinigt, die Demokratische Partei, später FDP. Im
Oktober 1946 fanden die ersten Gemeinderats wählen statt. Nach dem Willen der
Besatzungsmächte sollte das politische Leben von unten beginnen. Der neue
14köpfige Gemeinderat hatte auch den Bürgermeister zu wählen. Die fünf Gemeinderäte
der BCSV und die drei der DP stimmten für Pfeffer, die vier der SPD
und zwei der KPD für den Sozialdemokraten Adolf Rösch. Damit blieb Pfeffer
Bürgermeister. Als Beigeordnete wurden Arzet (SP) und Vortisch (DP) gewählt.
Zu dieser Zeit herrschte noch der deutliche Wille vor, in Politik und lokaler Verwaltung
auf zumindest Unbelastete zurückzugreifen. Pfeffer, Arzet und Vortisch
waren sogar bekannte und verfolgte Nazi-Gegner.81

Schon unter dem Eindruck, dass die drei westlichen Besatzungszonen zu einem
Staat zusammengefasst werden, fanden die Gemeinde- und Kreiswahlen im November
1948 statt. Der SPD gehörten nun sechs der 16 Gemeinderäte an, zwei der
KPD, fünf der CDU und drei der FDP. Die Kräfteverhältnisse hatten sich leicht
nach links verschoben. Die anschließende Bürgermeisterwahl versprach damit
Spannung, denn der 68jährige Pfeffer hatte angekündigt, aus Altersgründen nicht
mehr zu kandidieren. Er hatte unter der Verfolgung gelitten und im Amt einen hohen
Einsatz gezeigt. Pfeffer starb 1960, auf dem Salzert wurde eine Straße nach

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