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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 49
(PDF, 39 MB)
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sondern auch in Lörrach einen Wahlsieg beschert: 46% hatten für die CDU, 12,2%
für die FDP und nur 28,8% für die SPD gestimmt. Mit dem Arzt Dr. Heinrich
Lührmann stellte das bürgerliche Lager somit für den 2. Wahlgang, was wahlrechtlich
möglich war, einen neuen, diesmal gemeinsamen Kandidaten auf. Doch diese
Taktik hatte keinen Erfolg. Während die Wahlbeteiligung mit 65,3% annähernd
gleich geblieben war, erreichte Lührmann mit 40,4% deutlich weniger Stimmen,
als Schmitt und Schwörer im ersten Wahlgang zusammen erhalten hatten. Arend
Braye konnte dagegen seinen Stimmenanteil um rund 1200 steigern und mit
57,2% einen klaren Sieg erringen. Somit stand am Abend des 1. Dezember 1957
fest: Das erste direkt vom Volk gewählte Stadtoberhaupt in Lörrach ist der Sozialdemokrat
Arend Braye, seine Amtszeit hätte damals 12 Jahre betragen sollen, da
seine Wahl als Wiederwahl galt. Doch im Sommer 1960 erlag Braye wenige Monate
vor seinem 70. Geburtstag und nur einen Tag, nachdem er aus dem Urlaub gekommen
war, einem Herzinfarkt. An seiner Trauerfeier hatten auch Vertreter aus
Basel und dem Elsass teilgenommen. Begraben ist er auf dem Hauptfriedhof. Sein
Porträt stammt von dem in Maulburg geborenen, nach dem Krieg aber in Lörrach
tätigen Kunstlehrer und expressionistischen Maler Arthur Schmidt, von 1959 - 62
SPD-Stadtrat. Braye war nach Johann Jakob und Johann Josef Grether und kurzfristig
Gugelmeier das letzte Lörracher Stadtoberhaupt, das gleichzeitig noch einem
überregionalen Parlament, außer dem Kreistag, angehörte. Mit Pfeffer und
Braye hatte Lörrach nach 1945 nicht nur zwei Nazi-Gegner als Stadtoberhaupt,
sondern mit dem politischen Katholizismus, jetzt erweitert auf beide christliche
Konfessionen, und den Sozialdemokraten zwei Vertreter von Gruppen, die in
Lörrach immer bedeutender geworden waren, deren Wahl aber bis 1914 unmöglich
schien. Der lange herrschende Liberalismus, der mit dem allerdings sehr offenen
Gugelmeier seine letzte Blüte erlebt hatte, spielte nun in der Lörracher Kommunalpolitik
, mit Ausnahme einiger markanter Persönlichkeiten, keine entscheidende
Rolle mehr.

Durch den plötzlichen Tod von Arend Braye war eine völlig neue Situation eingetreten
. Bei der Neuwahl erlitten die Sozialdemokraten mit ihrem Kandidaten
Michael Christi, Ortsvereins- und Fraktionsvorsitzender, eine herbe Niederlage.
Christi erhielt nur 19,3% der Stimmen und musste feststellen, dass seine Popularität
mit der von Arend Braye, die weit über das Reservoir der SPD hinausging,
nicht Schritt halten konnte. Dabei hatte die Partei bei der Landtags wähl im Mai
1960 mit 41,1% das beste Nachkriegsergebnis erzielt. Selbst der parteilose Oberregierungsrat
beim Landratsamt, Dr. Gerhard Waldmann, erhielt mit 22,6% mehr
Stimmen. Mit 57,7% der Stimmen wurde aber der parteilose, 35jährige Lörracher
Verwaltungsjurist Egon Hugenschmidt, der aus einer alten katholischen Stettener
Familie stammte, im ersten Wahlgang zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Erstaunlich
ist die hohe Wahlbeteiligung mit 70,2%. Unterstützt worden war er von
CDU, FDP, Freien Wählern und Teilen der politisch organisierten Vertriebenen.
Das bürgerliche Lager hatte somit die Niederlagen von 1948 und 1957 wettgemacht
. Schon 1957 konnte es die Wiederwahl von Arzet als beigeordneten Bürger-

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