http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0054
söhnung und auch persönliches Verdienst Hugenschmidts ist die 1966 begründete
Partnerschaft mit Sens. Lörrach hatte sich verändert und 1980 schon über 40 000
Einwohner. Zu den schon seit Generationen hier lebenden Italienern kamen jetzt
vermehrt Zuwanderer aus anderen südeuropäischen Ländern. Zudem begann langsam
der Strukturwandel, die heimische Textilindustrie kam in die Krise.
Zwei Themen, die deswegen auch am Schluss stehen, werden aber auf immer
mit der Amtszeit Hugenschmidts verbunden bleiben: Der Rathausneubau und die
Verwaltungsreform mit den Eingemeindungen von Haagen, Hauingen und
Brombach hängen innerlich stark zusammen. Unter der seit 1966 in Baden-
Württemberg regierenden Großen Koalition wurden vor allem von Seiten der
SPD Pläne favorisiert, durch eine Verwaltungsreform mit Gebietszusammenlegungen
zu größeren Einheiten die Leistungskraft zu stärken. Diese setzte für
Lörrach aber auch voraus, dass eine Verwaltung leistungsfähig arbeiten konnte.
Wenn man aber die Rathaus Situation betrachtete, so war sie, als die Pläne zur
Verwaltungsreform zu greifen begannen, immer noch desolat. Auf fünf Stellen
war die Stadtverwaltung verteilt. 1965 fiel der Beschluss im Gemeinderat, an der
Stelle der Villa Favre ein neues Rathaus zu errichten. 1972 war Baubeginn für
den aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Entwurf des Freiburger Architekten
Thomas Heiß. 1976 konnte das rund 12 Millionen Euro teure, 85,7 m hohe
und 17 geschossige Rathaus eingeweiht werden. Bis heute ist es das höchste
Rathaus in Baden-Württemberg und steht mit seiner markanten grünen Fassade
seit 2012 sogar unter Denkmalschutz. Im Volksmund entstand sehr schnell der
Name „langer Egon" in Erwähnung des Bauherrn. Damit war ein deutliches äußeres
Zeichen gesetzt und der lange Kampf um den Bau eines angemessenen
Rathauses beendet.
Der Neubau des Rathauses war mehr ein finanzieller und weniger ein politischer
Kraftakt. Anders sah es beim Thema Gemeindereform aus, „der härteste und
schwierigste Teil" der Verwaltungsreform, wie es Hugenschmidt formulierte.89
Konkret ging es um die schon eng mit der Stadt verflochtenen Gemeinden Haagen
(3000 Einw.), Hauingen (3000 Einw.) und Brombach (6000 Einw.), die für eine
Eingemeindung vorgesehen waren. Nur Haagen konnte sich in der Freiwilligkeitsphase
zu einem Zusammengehen mit Lörrach entschließen. Der für Haagen großzügige
Eingliederungsvertrag wurde zum 1.1.1974 wirksam. Anders sah es in
Brombach und Hauingen aus. „Die Eingemeindung Hauingens... ist nicht auf
Wunsch einer Bürgermehrheit oder von der Gemeindeverwaltung veranlasst worden
, sondern durch das ,Besondere Gemeindereformgesetz' [H.B.: der Landesregierung
] ... Bei einer Bürgeranhörung vom 27.02.1974 hatten sich die Hauinger
bei einer Wahlbeteiligung von 71% mit 78% gegen eine Eingemeindung ausgesprochen
. Ein Bürgerentscheid vom 03.06. 1973 lehnte mit 61% eine Eingemeindung
ab (Wahlbeteiligung 61 %)."90 Es gab Protestversammlungen und Demonstrationen
. Ähnliches könnte man auch aus Brombach berichten. Doch es half nichts,
das ,besondere Gemeindereformgesetz' wurde auch gegen den Willen der beiden
Gemeinden mit Wirkung vom 1.1.1975 durchgesetzt. Lörrach hatte damit seine
52
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0054