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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 104
(PDF, 39 MB)
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Dies beginnt schon mit dem Standort des Hauses: sowohl die „Stube" bzw. später
der „Ochsen" als gemeindlicher Versammlungsort als auch das erste Lörracher
Rathaus befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum „Gasthaus zur Sonne".

In die Zeit des zweiten Jacob Vogelbach im „Gasthaus zur Sonne" fällt die Erneuerung
des Stadtrechts durch Markgraf Carl Friedrich und die Fertigstellung des
ersten Rathauses 1756. Ursprünglich war Lörrach schon 1682 das Stadtrecht zugesprochen
worden, doch wurde dies im Zuge verschiedener Kriege und Nöte vergessen
und der Gnadenbrief war verloren.52

Unmittelbar neben dem Metzgereigeschäft in der Wallbrunnstraße wurde dieses
Rathaus eingeweiht. Im Untergeschoss befanden sich große, hohe Räumlichkeiten,
die als Kornhaus und Fruchtmarkt genutzt wurden. Im Obergeschoss befanden
sich zwei größere Versammlungsräume. Für Verwaltungsräume bestand noch wenig
Bedarf, da in Lörrach zu der Zeit nur etwa 1300 Menschen lebten. Der erste
Bürgermeister der Stadt Lörrach, Wilhelm Roth, hatte schon seit 1734 eine ähnliche
Funktion als „Stubenwirt" inne und führte auch nach der Ernennung zum Bürgermeister
das Gasthaus „Ochsen" weiter. Als Verbindung zwischen dem Rathaus
und dem „Gasthaus zur Sonne" fungierte eine Tordurchfahrt samt Torbogen, die
zu den im „Rümpel" gelegenen Stallungen des Gasthauses führte.

Doch nicht nur die örtliche Nähe brachte eine erste Verbindung zwischen dem
Rathaus und dem „Gasthaus zur Sonne". Herbster verweist auf ein weiteres, sehr
amüsantes Zusammenspiel: der erste Lörracher Bürgermeister Wilhelm Roth war
im Haupterwerb Wirt des „Ochsens", also in der unmittelbaren Umgebung des
„Gasthauses zur Sonne". Vor dem „Ochsen" stand seit ehedem der sogenannte
„Lasterstein"53, auch „Schandsäule" genannt. Nachdem Roth nun Bürgermeister
geworden war, „hatte er es fertig gebracht, dass der Lasterstein vor die ,Sonne' gesetzt
wurde" (Herbster 1936, S. 62). Erst unter dem nächsten Bürgermeister konnte
Vogelbach dann die Entfernung des Lastersteins vor der „Sonne" erwirken.54

Ende des 19. Jahrhunderts führt die unmittelbare Nähe zwischen dem Rathaus
und dem „Gasthaus zur Sonne" zu weiteren Berührungspunkten. Das Rathaus hatte
aufgrund der progressiven Entwicklung Lörrachs schon länger einen steigenden
Raumbedarf und als 1892 „ein Brand im ,Rümpel' die Ökonomiegebäude des
Sonnenwirts Fritz Keser beschädigte", kam es zu längeren Verhandlungen zwischen
dem Rathaus und dem Sonnenwirt über einen möglichen Um- bzw. Anbau
des Rathauses auf einem angrenzenden Grundstück, das zum „Gasthaus zur Sonne
" gehörte.55 Obwohl diese Verhandlungen schließlich positiv verlaufen waren,
kam es nie zu einem Anbau des Rathauses in der Wallbrunnstraße, stattdessen zog
sich die Suche nach einer umfassenden Lösung der Raumprobleme des Rathauses
noch weitere 80 Jahre hin.56

Schließlich sollte das Jahr 1972 eine entscheidende Wendung in der Rathausfrage
bringen - und wieder war das mittlerweile ehemalige „Gasthaus zur Sonne" ein
Teil der Lösung. Der Lörracher Gemeinderat hatte 1971 einem Rathausneubau auf
dem Gelände des damaligen Rathauses, der alten „Villa Favre", zugestimmt. Für
5,6 Mio. DM sollte ein neues, großes Rathaus gebaut werden, in welchem alle

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