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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 112
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0114
Ibenthaler, der junge, unerfahrene Mann, ist erschüttert angesichts der Monumentalität
und Fülle dieser Schau, und mit Blick auf seine eigenen bescheidenen
Versuche beschleichen ihn, wie er sich selbst erinnert, die größten Bedenken.

Zufällig gerät Ibenthaler anschließend in die später berühmt-berüchtigt gewordene
Parallel-Aus Stellung „Entartete Kunst". Diese Schau verfolgte das Ziel, wie
wohl heute allgemein bekannt, dem deutschen Volke den vermeintlichen Kulturzerfall
der sogenannten modernen Kunst vor Augen zu führen.

Hunderte von Gemälden, Grafiken und Plastiken waren 1937 vom Präsidenten
der Reichskammer, Adolf Ziegler, aus deutschen Museen beschlagnahmt und nach
München transportiert worden, um sie in einer Schand-Aus Stellung der Öffentlichkeit
zu zeigen.

Es befanden sich darunter Werke von Schwitters, Nolde, Beckmann, Marc, Klee,
Grosz, Dix, Kokoschka und Barlach.

Die Bilder hingen unübersichtlich dicht gedrängt übereinander, bestückt mit diffamierenden
Schriftzügen und sollten dem Besucher den Eindruck von Chaos und
Entartung vermitteln.

Ibenthaler charakterisiert die Wirkung, die diese Ausstellung auf ihn machte, als
„beunruhigend wie auch seltsam anziehend."

Das klingt indifferent, auf alle Fälle geht nicht daraus hervor, ob diese Schau
ihre beabsichtigte Wirkung nicht doch erreichte.

Doch das wäre dem jungen Mann bäuerlich-handwerklicher Herkunft mit einfacher
Schulbildung, einem traditionellen Weltbild nicht weiter anzulasten.

Von Ibenthalers frühen Malversuchen sind offensichtlich wenige Beispiele erhalten
geblieben. Da finden sich der frühe Kopie-Versuch nach Botticelli von 1938
und das erste Selbstbildnis von 1939.

Jürgen Scharf spricht in Verbindung mit diesem Bildnis von einer „schwierigen
Aufgabe, die sich der Anfänger stellte", und bescheinigt dem jungen Künstler „ein
gelungenes Ergebnis, das bereits eine Aussage von Wollen" erkennen ließe.

In der Tat ist das Bild in Bezug zum Naturvorbild richtig erfasst. Aber abgesehen
davon, dass in einem der ersten autodidaktischen Versuche Talent und handwerkliches
Können sichtbar werden, ist die künstlerische Auffassung eher idealisierend
und traditionsgebunden.

Das Bildnis zeigt den Typus eines bäuerlichen Menschen, der für die Figur eines
Landmannes hinter dem Pflug in einem jener Genrebilder hätte herhalten können,
wie sie in den späten 30er Jahren beliebt waren.

Man mag einwenden, die Behauptung, Ibenthaler hätte das Talent gehabt, in dieser
naturalistisch-sentimentalen Manier zu malen, sei aufgrund eines einzigen Bildes
als Beleg mehr als gewagt.

Aber auch Jürgen Scharf spricht von einem Stilkonflikt zwischen Avantgarde
und reaktionärer Kunst, in den Ibenthaler nach dem Schlüsselerlebnis in München
gerissen worden sei.

Wenige Tage nach Kriegsbeginn wird Ibenthaler im Oktober 1939, noch nicht
20jährig, zum Militär einberufen. Nach kurzen Stationierungen in Bayern sowie in

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