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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
78.2016, Heft 1.2016
Seite: 117
(PDF, 39 MB)
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Da dies genau die Generation ist, zu der Ibenthaler zählt, und exakt die Zeit, in
der auch er seine künstlerische Arbeit beginnt, ist ein Vergleich nicht uninteressant
, ermöglicht er doch, Ibenthalers Werk in ein Umfeld zu rücken, das etwas
weiter als über das Markgräflerland hinausgreift.

Einmal abgesehen von dem Künstler Max Ackermann und seinem Werk, das der
gegenstandslosen Malerei verpflichtet ist, sind die stilistischen und inhaltlichen
Parallelen in diesen Bildern frappierend.

Dokumentierte Pressestimmen aus jener Zeit künden von dem neuen Lebensgefühl
, das durch die Befreiung vom Nazi-Joch charakterisiert wird. Da ist die Rede
vom ehrlichen Ringen um das Neue.

Und dieses Neue zeigt sich darin, dass Stilrichtungen wie Impressionismus und
Expressionismus lange nach ihren ersten impulsiven Vorstößen im eigenen Mal-
prozess überprüft werden!

Ibenthaler bringt seine Kenntnisse und Fähigkeiten mit, die er sich an der
Academie am Montparnasse in Paris hatte aneignen können. Das sind günstige Voraussetzungen
. Aber es gilt zu bedenken, wie gewaltig die inhaltlichen Herausforderungen
für eine neue Malerei waren.

In wenigen Jahren hatte dieser Krieg das zerstörerische Potenzial von Wissenschaft
, Technik und Industrie in Gang gesetzt und das jämmerliche Versagen
menschlicher Vernunft und moralischer Wertmaßstäbe aufgezeigt.

Das Entsetzen über das Ausmaß an Zerstörung lähmte eine ganze Generation.
Ibenthaler spricht jedem, der diese Epoche nicht selbst durchstanden hat, in Verbitterung
jegliche Fähigkeit einer Stellungnahme ab. „Die Zeitzeugen sind tot oder verstummt
. Ihre Erlebnisse können sie meist nicht in Worte fassen" heißt es bei ihm.

Das legt die Frage nahe, ob die Zeitzeugen das Erlebte haben in Bildern fassen
können. Oder anders gefragt, war es überhaupt möglich, für die erlebten Schrecknisse
eine adäquate Bildsprache zu finden.

Nach dem bereits genannten Kunsthistoriker Hermand gab es keine umittelbare
künstlerische Auseinandersetzung mit der durchlebten Vergangenheit.

Diese ließ sich offensichtlich nur existentialistisch, humanistisch, mystizierend,
allegorisierend oder religiös - also stets mittelbar - interpretieren.

Das Thematische blieb nur angedeutet, zuweilen in geheimnisvollen Chiffren
verrätselt.

Faschismus, Zweiter Weltkrieg und der Untergang Deutschlands wurden in den
Bildern nur als unbegriffener Schock und als Folge einer beängstigenden Dämonie
offenbar.

Auch Ibenthalers Kunst vertritt den selbstbewussten Anspruch, in die Tiefe zu
dringen und die großen Fragen der Menschheit nach Leidenschaft, Schuld, Angst
und Tod zu bewerten. Nach Hermand ist dies eine „noch immer wirkende Ideologie
(..), nach der die Hauptaufgabe der Kunst im persönlichen Ringen mit als überindividuell
erfahrenen Problemen, Mächten und Schicksalen besteht".

Bleibt also festzuhalten, um die bisherige künstlerische Entwicklung in den ersten
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in schöpferischer und erneuernder Weise

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