http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2016-01/0198
und war dann nicht mehr aufzufinden. Auf dieses hin hat Martin Kaltenbach nach
seiner Aufstellung als Vogt in der Vogtei Britzingen im Jahre 1558 damit begonnen
, das verlorene Lagerbuch durch eine Aufstellung der alten Ordnungen, Schriften
und Documenten zu ersetzen..."
Martin Kaltenbach stammte von Laufen und war der erste Vogt in Britzingen,
der auf Lebenszeit angestellt wurde. Sein Sohn Peter Kaltenbach hat 1620 mit seinen
Aufzeichnungen begonnen.
Über das Ende von Christoph von Neuenfels teilt Peter Kaltenbach im Lagerbuch1
Folgendes mit:
„Ungevährlich da man zahldt Anno 1540 ist Christophe! von Neüwenfels mit
seiner Haus Frauwen einer Tochter zwo Mägdten undt übrigen gesindt also 8 per-
sonen bey nacht im Schloß Neüwenfels, jämmerlich ermördt und erst am dritten
Tag Todt fundten worden. Seindt zu Britzingen begraben und hat man niemahlen
erfahren, durch wem der Mordt beschehen.
Seyd hero ist daß Hauß nicht mehr bewohnet worden sondern ein Stuckh nach
dem andern eingefallen undt abgegangen."
Es fällt auf, dass im Gegensatz zu allen anderen Ereignissen, die im Lagerbuch
geschildert werden, keine genaue Jahreszahl angegeben wird. Martin Kaltenbach
war 1540 etwa zehn Jahre alt, und als er 1558 mit seinen Aufzeichnungen begann,
lebten noch Zeitzeugen in Britzingen, die genauere Auskunft geben konnten.
Peter Kaltenbach, der die Aufzeichnungen seines Vaters verwertet hat, gibt keine
Auskunft darüber, wer das Verbrechen entdeckt hat. Bei anderen Ereignissen beschreibt
Kaltenbach im Lagerbuch die beteiligten Personen, zum Beispiel bei der
Feuersbrunst 1551, „...ein Mann aus Muggardt und eine unzüchtig Frau aus Britzingen
..." oder bei der Feuersbrunst im Jahre 1553 „ein armes altes Weib". Waren es
Männer (oder Frauen?) aus Britzingen oder einem anderen Dorf, die auf der Neuenfels
die acht Leichen entdeckt haben? Kaltenbach gibt auch keine Auskunft darüber,
wie sie von der Neuenfels zum Begräbnis nach Britzingen geschafft wurden.
Pfarrer Christoph Herbst bezieht sich in seiner Chronik aus dem Jahre 1841
ebenfalls auf das Britzinger Lagerbuch von Peter Kaltenbach. Allerdings stand
ihm eine andere Kopie zur Verfügung, denn die von ihm genannten Seitenzahlen
entsprechen nicht der jetzt in Britzingen vorhandenen Kopie. Dagegen stimmt der
von Herbst zitierte Text über die Mordtat2 mit der heute vorhandenen Kopie überein
.
Herbst fährt fort: „...Jedoch das bis auf unsere Zeit noch bestehende Gerücht
setzt dazu, ein Hund sei von ihnen abgerichtet gewesen täglich das Fleisch aus einem
der nächsten Orte abzuholen, dieser sei einmal ausgeblieben; am dritten Tage
darauf habe man Verdacht geschöpft, und man sei auf die Burg hinauf um nachzusehen
; hier habe man alsdann den Hund auch erschlagen im Schlosshof angetroffen
." Herbst gibt für dieses Gerücht keinen Ursprung und keine Quelle an.
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