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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 13
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den Leser, so etwa, wenn er ihn auffordert, wie die Hirten von Bethlehem dem
Herrn zu lobsingen:

Sic ipsum Domino gratae praeconia laudis,

Cantantem casto pectore, ferre decet.22
(„So soll er selbst, aus reinem Herzen singend, den Preis dankbaren Lobes darbringen
.")

An die Elegien zur Kindheit Christi schließen sich zwei Elegien über den Erz-
märtyrer Stephanus nach dem Bericht der Apostelgeschichte und über die Bekehrung
des Heiligen Paulus an, die wieder mit einer poetischen theologischen Betrachtung
enden.

Besonders aufschlussreich ist die Schlusselegie des Buches. In ihr dankt Cherler
Gott dafür, dass er diese Gedichte, Erstlinge seiner Muse, schreiben durfte. In einem
Bescheidenheitstopos betont Cherler, er wollte, wenn er könnte, Gedichte
schreiben, wie sie Homer, Vergil und Ovid verfasst hätten, oder die modernen lateinischen
Dichter Italiens. Hier denkt Cherler wohl an die Verfasser der großen
Christus-Epen von Iacopo Sannazaro und Marcus Hieronymus Vida.24 Dann nennt
er die deutschen neulateinischen Dichter, in deren Tradition er sich sieht:

Helius vt Vates: vt Vates inde Siberus:

Et qui Fabricij nomina clara tenet.

Stigeliusque pater, Phoebo cum praeside Musas

Ad Salam, ä Clarijs qui modo duxit aquis ...
(„Wie der Dichter Helius, darauf der Dichter Siber und der, welcher den berühmten
Namen Fabricius trägt, Vater Stigel, der unter der Führung des Phöbus die Musen
von den clarischen Wassern [d. i. denen des Musenquells] an die Saale führte").

Mit der Nennung dieser Namen stellt sich Cherler (nicht ohne Selbstbewusstsein)
in eine Reihe mit den großen Namen der neulateinischen protestantischen geistlichen
Dichtung aus dem Umkreis Philipp Melanchthons.25 Mit Helius Eobanus Hes-
sus (1488-1540),26 Adam Siber (1516-1584)27 Georg Fabricius (1516-1571)28 und
vor allem Johannes Stigel(ius 1515-1562)29 nennt er als seine entscheidenden Vorbilder
die Autoren, welche eine Erneuerung der christlichen lateinischen Dichtung
im norddeutschen Protestantismus auf der Grundlage der altchristlichen lateinischen
Dichtung anstrebten.30 Vor allem der Jenaer Professor Johannes Stigelius erprobte
zahlreiche Formen der christlichen lateinischen Dichtung, die sich Cherler
zum Vorbild nahm. In der Vorrede seiner Historiae nimmt er nochmals auf Stigel
als bedeutendes Vorbild Bezug. Er nennt ihn „zu unserer Zeit einzigartiger Lebensspender
der vom Tode bedrohten Poesie"31 und widmet ihm in demselben
Werk eine umfangreiche poetische Grabschrift.32 Diese Orientierung an der thüringisch
-sächsischen neulateinischen Dichtung aus dem Melanchthon-Umkreis macht
deutlich, dass Cherler den Bildungshorizonten seiner Heimatregionen - übrigens
ein Leben lang - treu bleibt. In den Formen und Sujets seiner Dichtung ist er der
christlichen Dichtung des sächsischen, von der Reformation geprägten Humanismus
verbunden. Dieser wurde allerdings auch in Basel rezipiert. So erschienen
etwa in den Basler Studienjahren Cherlers (seit 1562) mehrere einschlägige Ge-

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