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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 16
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ge Menschen, die der Seuche zum Opfer fielen. So lässt er etwa drei Kinder sprechen
: Sie seien im Leben in Eintracht verbunden gewesen, so sei es auch nicht zu
verwundern, wenn sie nun gemeinsam auf denselben Sternen wohnten - hier spielt
wohl die antike Vorstellung mit hinein, dass herausragende Tote unter die Sterne
versetzt würden. Sogar für sich selbst hatte Cherler in Otlingen eine poetische
Grabschrift entworfen, die sich erübrigte, da er überlebte. Er stellt fest, dass angesichts
der Gewissheit des Todes es ratsam sei, sich selbst ein Grab bei Lebzeiten
zu suchen:

Qui sapit, sepulchrum

Proprium locabit

Uiuus ad supremam

Praeparatus horam.51
An die Epitaphien schließen sich in dem Luctusband mehrere Gedichte mit poetischen
Paraphrasen aus den biblischen Weisheitsbüchern u. a. Jesus Sirach und
Hiob an, die zeigen, dass Cherler seine wohl wesentlichste Aufgabe als Dichter
darin sah, in poetischer Form biblische Texte zu paraphrasieren und zugleich über
sie zu meditieren. Ziel dieser Sentenzen und ihrer poetischen Umsetzung aus den
Weisheitsbüchern ist es vor allem, Elend und Hinfälligkeit des menschlichen Lebens
(fragilitas et miseriae huius vitae) zu thematisieren. Auf die Texte aus dem
Alten Testament folgen solche aus dem Neuen, die Cherler ebenfalls versifiziert.

Im letzten Teil des Bandes findet sich ein interessantes Zeugnis dafür, dass
Cherler eine Reise durchführte, um mehrere deutsche Hochschulen zu besuchen.
Der Universitätsrektor Huldrich Koch und die Dekane aller Fakultäten bescheinigen
Cherler nach zweijährigem Studium in Basel, er sei ein junger Mann, der zu
großen Hoffnungen und Erwartungen berechtige. Sie bäten deshalb um Unterstützung
für sein Vorhaben.52 Cherler hat die geplante Reise wohl im April 1564 angetreten
. Sie dauerte etwa fünf Monate.53

Ganz im Sinn der traditionellen Deutung der Pest als Strafgericht Gottes für die
Sünden der Menschen richtet Cherler ein Gedicht an den Rhein, der zwischen
Groß- und Kleinbasel hindurchfließt. Sowohl die Menschen hätten Strafe verdient,
weil sie den Himmelsherrn missachtet hätten, als auch er, der Rhein, weil er die
Männer, die in den Künsten und der wahren Religion gebildet seien, nicht habe
(er)tragen können.54

Widmen wir noch einige Bemerkungen der Basler Sammlung der Historiae vom
April 1564!55 Gegenüber der Straßburger Sammlung von 1562 ist der Kreis der
Texte des Neuen Testamentes, die poetisch zur Beschreibung des Lebens Jesu umgeformt
wurden, wesentlich erweitert. So tritt zu Lukas- und Matthäus-Evangelium
das Johannesevangelium, nachdem Cherler in einer Prosavorrede an den Markgrafen
Albert von Baden den schon in der Antike umstrittenen Wert der Poesie entschieden
verteidigt hatte. Übrigens finden sich dort auch ein Widmungsgedicht
von Cherlers Lehrer Heinrich Pantaleon und solche von Freunden und dem Bruder
Cherlers. In systematischem Durchgang wird dann im ersten Buch die Kindheitsgeschichte
Jesu in zwölf Elegien erzählt. Im zweiten Buch schließen sich in sechs-

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