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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 20
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war dafür in Genf bei lebendigem Leib verbrannt worden, was in Basel vor allem
nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß.68 Soweit ich sehe, vertritt Cherler in dieser
Frage die Theologie der großen Kirchen.

Die Entzweiung zwischen der Basler und der badischen Kirche musste für Cherler
sehr schmerzlich sein, hatte er doch in Basel viele Freunde und fuhr fort, dort
zahlreiche Schriften zu publizieren. In einem Brief von 1581 bedankt er sich etwa
bei dem bekannten Basler Gelehrten Theodor Zwinger d. Ä. (1533-1588)69 beinahe
überschwänglich für die Übersendung eines Weinpokals, aus dem er guten
Wein trinken werde.70 So erklärt es sich auch, dass er in Opposition zu der lutherischen
Kirchenleitung stand, als diese auf einer Synode 1577 verlangte, die Geistlichen
der Diözesen Rötteln und Schopfheim müssten die streng lutherische „Kon-
kordienformel" unterschreiben, in der abweichende Meinungen verurteilt wurden.
Im Unterschied zu manchen seiner Kollegen, etwa dem Schopfheimer Superintendenten
Christoph Eichinger, unterwarf sich Cherler, wohl nicht zuletzt mit Rücksicht
auf seine große Familie, als den Verweigerern Absetzung und Ausweisung
aus der Markgrafschaft drohten.71 Er blieb denn auch bis zu seinem Tod (1600)
Pfarrer in Binzen. Freilich verhinderte sein zeitweiliger Widerstand gegen die
Konkordienformel, dass er zum Superintendenten aufsteigen konnte.

Werke aus der Binzener Zeit

Auch in seiner Binzener Zeit blieb Cherler als Dichter äußerst produktiv. Das
Pfarramt ließ ihm offenbar genug Zeit, seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen
. Hier können nicht alle Gedichte Cherlers besprochen werden. Eine komplette
Bibliographie ist in Vorbereitung. Dass sein Ruf als lateinischer Dichter den oberrheinischen
Raum inzwischen überstieg, zeigt sich daran, dass er etwa zu der Ausgabe
der Loci Communes des Melanchthon-Schülers Johannes Manlius wohl auf
Vermittlung Simon Sulzers eine kunstvolle Begleitelegie schrieb.72

Als Markgraf Karl IL 1577 starb, verfasste Cherler ein umfangreiches Trauergedicht
(Epikedion), das er den jungen Markgrafen widmete.73 Cherler bekundet,
Freunde hätten ihn dazu ermuntert, auch müsse er dem Markgrafen eine Dankesschuld
abtragen, da Karl ihn entschieden gefördert habe. Das vorbildliche Leben
und Sterben Karls sei der dritte Grund für sein Gedicht. Also wird die Muse aufgefordert
, den Helden zu besingen, wobei sie aus der Fülle des zu Berichtenden auswählen
müsse; niemand werde sie tadeln.

Das eigentliche Trauergedicht beginnt genregemäß mit dem Lob des Fürsten, eines
herkulischen Helden. Er habe die heilbringende Religion gepflegt, die darniedergelegen
habe, und befohlen, dass die papalia monstra, die Ungeheuerlichkeiten
des Papsttums, vertrieben würden. Zugleich befahl er die Abhaltung von Synoden,
um den Glauben bekannter zu machen. Die Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses war ihm wichtiges Anliegen. Karl hat immer strenge Gerechtigkeit
geübt, Übeltäter bestraft und selbst ein tugendhaftes Leben geführt. Die an den

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