Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 21
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0023
Fürstenhöfen üblichen Laster wie Trunksucht und Hurerei hatten an seinem keinen
Platz. Nicht leichtfertig brach er Kriege vom Zaun, sondern liebte im Interesse seiner
Untertanen den Frieden, auch wenn er sehr wohl die Waffen zu gebrauchen
wusste. Der von Gott geschenkte Friede bereichert das Land. Im Interesse seiner
Untertanen regierte Karl dieses schonend und ohne überbordende Steuerlasten,
wie sie viele Fürsten ihren Untertanen auferlegen. Kurz: Er liebte sein Volk: populi
fidus amator erat. In kargen Zeiten stellte er - etwa von Rötteln aus - den Armen
selbst Getreide als rechter Landesvater zur Verfügung, während die Arbeitsfähigen
zur Arbeit angehalten wurden. Seine Nachkommen ließ er sorgfältig erziehen, sodass
die Untertanen von den drei Söhnen Gutes erwarten können.

Karl war vielen auswärtigen Fürsten, so den Pfälzern und Brandenburgern, lieb,
besonders aber dem Württemberger, der sein Schwiegersohn zu sein begehrte.
Cherler wäre am liebsten bei der prunkvollen Hochzeitsfeier zugegen gewesen,
aber Bescheidenheit habe ihn daran gehindert. Auch der Kaiser (Maximilian II.)
schätzte Karl sehr. Und als er seine Tochter mit dem französischen König vermählte
, war Karl der Brautführer. Auch bei den Städten, zuvörderst Basel, fand er hohe
Wertschätzung. Aber der große Gleichmacher Tod machte auch vor diesem bedeutenden
Fürsten nicht Halt. Dem Gedichttyp der Totenklage entsprechend führt
Cherler nun die Ursachen (Sündhaftigkeit) und die Macht des Todes an. Anschließend
folgt die Aufforderung an die Markgrafschaft, den Tod des Fürsten zu beklagen
und um einen neuen Fürsten zu bitten, der regiert wie Karl. Aufgezählt werden
die Fürsten, die wie Karl unlängst gestorben sind, darunter auch Karl IX. von
Frankreich, den Cherler als Tyrannen bezeichnet, weil er das Gemetzel der Bartholomäusnacht
1572 zu verantworten habe, bei der in Paris die Protestanten regelrecht
abgeschlachtet wurden. Dieses Ereignis schockierte, wie auch Cherlers Gedicht
zeigt, die Protestanten ganz Europas. Cherler deutet den Tod so vieler Fürsten als
Beginn großen Unglücks, wie er an zahlreichen Beispielen belegt, so auch von Luthers
Tod.74 Diese Geschehnisse fordern dazu auf, das eigene Leben zu überdenken,
Dazu sind besonders die Fürsten verpflichtet, die stattdessen oft ihren Lastern frönen
. Cherler scheut sich nicht, in die Totenklage auf Karl eine Schelte des Verhaltens
vieler Fürsten seiner Zeit einzufügen. Deshalb wird Gott gebeten, den furchtbaren
Übeln Einhalt zu gebieten, wozu Cherler auch das Theologengezänk zählt -
wohl bei ihm ein Erbe der Schule Melanchthons und besonders des irenischen Cas-
tellio. Statt der inneren Zwietracht sollten die Deutschen sich lieber gegen die
Glaubensfeinde wenden, dass sie nicht Satan zur Beute werden.

Karls Gattin, möge nicht trauern, ebenso wenig seine Kinder und das Volk - wie
Cherler den Fürsten selbst sagen lässt - da das Schicksal unausweichlich sei. Seine
Seele werde der Unsterblichkeit teilhaftig werden. Karl fordert in seiner Ansprache
an die Gattin und Angehörigen auf, sich vor den Jesuiten zu hüten, die als
Wölfe im Schafspelz kämen. Das Gedicht endet mit der Aufforderung an die Fürsten
zu lernen, recht zu sterben, da der Zeitpunkt des Todes nahe sei.

Cherlers großes Trauergedicht auf Markgraf Karl IL erfüllt nicht nur alle Erfordernisse
des zeitgenössischen Epicediums,15 des Trauergedichtes; sondern bietet

21


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0023