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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 22
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darüber hinaus auch ein Panorama der Probleme seiner Zeit mit Elementen wie
Fürstenwillkür, religiöser Bürgerkrieg und Konfessionshader. Deshalb wurde etwas
ausführlicher darauf eingegangen.

Zwei Gedichtsammlungen Cherlers erschienen in den Jahren 1580 und 1581, in
denen er die vertrauten Pfade seiner geistlichen Dichtung verlässt: Beide hatten
akademische Graduierungen von jungen Stipendiaten der badischen Markgrafen76
bzw. Medizinern zum Anlass.77 Wie schon die Titel zeigen, handeln diese Gedichte
von Naturphänomenen des Frühlings. Die erste Sammlung umfasst zehn Elegien
mit Gegenständen wie Veilchen, Lerche. Bäume, Samen, Küken von Raben, dem
Huhn, der Taube Noahs, der Rede Christi über die Vögel des Himmels und über
verschiedene Todesarten. Die zweite Sammlung umfasst acht Elegien verschiedenen
Typs über den Frühling. Betrachten wir ein Gedicht der ersten Sammlung ein
wenig näher! Nach der ersten Elegie, die antike Frühlingsmotive aufnimmt und
liebevoll ausgestaltet, reden in der zweiten Elegie die Veilchen den vorbeigehenden
Wanderer an, er möge auf sie schauen, da er von ihnen etwas lernen könne. So
wie die Veilchen im Frühling wachsen und vergehen, sei auch das menschliche Leben
zu sehen. Alles Wachsen und Vergehen, für welche die Veilchen ein Gleichnis
sind, hängt von Gott ab. Die Veilchen gedeihen nur im Frühling:

Verls amica dies violas solummodo fundit,

Et violas aufert veris amica dies,

Sic nisi nunc, dum blanda sinit te viuere Parca,

Et tibi net miti libera fila colo:

prouidus arripias oblatae dona salutis,

Ad superos tendens iustificante fide...
(„Nur der freundliche Frühlingstag bringt Veilchen hervor, und der freundliche
Frühlingstag nimmt auch die Veilchen hinweg. So ergreife auch du nur jetzt vorsorglich
, solange dich die schmeichlerische Parze leben lässt und dir mit mildem
Rocken einen freien Faden spinnt, das Geschenk des dir angebotenen Heiles und
richte deinen Sinn zum Himmel mit deinem Glauben, der dich rechtfertigt.")

Wie man sieht, wird die Naturbetrachtung hier theologisch grundiert, die Vorgänge
in der Natur sind Gleichnisse für das menschliche Leben. Zugleich wird das
antike Motiv von den Parzen, die den Lebensfaden bestimmen, kombiniert mit der
lutherischen Rechtfertigungslehre (vgl. „allein durch den Glauben, der gerecht
macht.")

In ähnlicher Weise verknüpft Cherler in den übrigen Elegien beider Sammlungen
Naturbetrachtung und theologische Reflexion - im Rückgriff auf die lutherische
Lehre, der er wohl ungeachtet seiner Verbindung mit den Basler Reformierten
treu bleibt.

In seiner Zeit als Pfarrer von Binzen publizierte Cherler neben zahlreichen Gelegenheitsgedichten
wie zu Hochzeiten oder akademischen Feiern78 zwei großangelegte
Sammlungen geistlicher Dichtungen, von denen die erste die Linie fortsetzt,
die mit dem Straßburger Druck von 1562 begonnen worden war. Erzählt wird in
Gedichten in acht Büchern die Geschichte des „Gottmenschen" Jesus, wobei

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