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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 39
(PDF, 38 MB)
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Ja, es waren glückliche Jahre, die ich als Kind im lieben Elternhaus zubringen
durfte. Wenn ich jedoch eine schärfere Prüfung meines Lebensganges in jenen Tagen
anstelle, sehe ich schon in dieser frühen Zeit auf der Bildfläche meines Lebens
in ihren ersten Anfängen die dunklen Linien sich ansetzen, die mit der fortschreitenden
Zeit immer breiter wurden und zu dem tiefen Schatten heran wuchsen, der auf
dem sonst so lichtvollen Bilde wahrnehmbar ist. Ich begreife jetzt erst, indem ich
mein Kindheitsleben durchdenke, Manches, was mir später die heftigsten Kämpfe
bereitete (und) mich an den Rand tiefen Falles brachte, von dem mich jedoch
die unaussprechliche Gnade Gottes, mich väterlich bewahrend und rettend, zurück
hielt. Ich spielte lieber mit Mädchen als mit Knaben. Zwei Personen muß ich hier
noch dankbar erwähnen, die ich nie vergessen werde. Die selige Frau Försterin
Vollhard5, die mich wie ihr eigenes Kind liebte und behandelte, wobei ich auch
der Hochzeit ihrer ältesten Tochter gedenke, bei welcher ich das erste Räuschchen
davon trug; und Frau Krämerin Meerstetter6 alt, die mir ebenfalls viel mütterliche
Liebe erwiesen hat. Ein Schnäpschen in ihrem Hause, wenn wir Buben von der kalten
Schneebahn kamen, hinter dem warmen Ofen schmeckte trefflich.

Diesen Abschnitt mag ein Beispiel beschließen, wohin Kinder ihre Nachahmungssucht
führen kann. Meine älteste Schwester Sophie hatte mittlerweile sich
mit dem Metzger Dietrich Pfunder7 verehelicht. Bei ihm wohnte ein verwandter
Knabe, Dietrich Schneider8, mit dem ich oft spielte. Eines Tages fiel uns ein, wir
wollten als Spiel ein Schwein metzeln. Regelrecht, wie wir es den Metzger machen
sahen, wurde alles zubereitet. Ein armer Bube, Hannes Bühler9, wurde als das
Schwein betrachtet, mit Seilen gebunden und auf das bereit liegende Brett gelegt. Er
schrie, wie ein Schwein und das war sein, wie unser Glück. Denn während Dietrich
ihm die Füße hielt, hatte ich als Metzger ihn zwischen den Beinen und schabte ihm
schon mit einem Messer den Hals bereit, den verhängnisvollen Stich in die Kehle zu
thun, woran ich - ich sage noch oft Gottlob - durch einen auf das Geschrei herbei
eilenden Mann verhindert wurde. Das alles sehende Auge Gottes hat die unbewußte
Missethat verhütet und mich vor einer Erinnerung bewahrt, die mein ganzes Leben
vergiftet hätte. Ihm sei Preis und Dank dafür!!!

Meine lieben Eltern sahen die Nothwendigkeit ein, mich in eine bessere Schule zu
verbringen und wollten mich doch auch in der Nähe haben. So erhielt ich vom 9ten
Lebensjahr an meinen Aufenthalt in Kandern.

Anmerkungen

1 Wollbach mit den Filialen Hammerstein, Egisholz, Egerten und Nebenau zählte um 1820 880
Einwohner und hatte eine Gemarkungsfläche von 1860 ha.

2 Die Pfarrhäuser von Wollbach: Vor 1618 ist ein Pfarrhaus in Wollbach nicht genau lokalisierbar. 1618
erbaute Franziskus Gut das der Kirche gegenüberliegende Haus mit reich geschmücktem Renaissanceportal
(heute Wirtschaft „Pfaffenkeller"). Wohl gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde das bis
1867 bewohnte Pfarrhaus am Standort des jetzigen, 1869 erbauten, Pfarrhauses errichtet. (E. Himmelheber
„Geschichte von Wollbach.. .„ Neuauflage in Wollbacher Dorfbuch, Band I, S. 163)

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