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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 44
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und barmherzigen Gottes mich zurückgezogen und wenn auch langsam, doch mit
nie erschlaffender Kraft wieder auf den Weg geführt hätte, auf dem mir ein neues
Leben, Glück, Heil und Frieden erblühen sollte. Nie kann ich seiner Gnade und
Barmherzigkeit genug dafür danken. - Im Unterricht kam ich glücklich voran und
war bald einer der Ersten oder der Erste und stund mit meinen Mitschülern in
guter Cameradschaft.

Gottlob dauerte der Aufenthalt im genannten Lokal nur ein halbes Jahr, indem
meine Eltern ein passendes Logis mit Kost und sonstiger Verpflegung bei armen
aber braven Fabricklersleuthen namens Sütterlin gefunden hatten, ganz in der Nähe
des Pädagogiums. Zwar mußte ich das Bette mit einem Mitschüler theilen, aber
dieser, Georg Grether5 Müller Sohn von Sulzburg, war ein guter, lieber Mensch,
mit dem ich bis zu seinem frühen Tod in guter Freundschaft blieb. In einem anderen
Zimmer wohnte Benjamin Thoman, später Notar in Freiburg und über uns bei einer
Verwandten R. Bürgelin6 später Pfarrer in Oetlingen.

Dadurch erlebte ich, von der Hausfrau, die eine Näherin war und der ich gerne
manche kleinen Dienste leistete, geliebt und gehätschelt, bei fleißiger Arbeit, viele
glückliche Tage.

Da lernte ich indes auch durch Thoman das Rauchen, das hie und da in dessen
Zimmer verbotener Weise geübt wurde. Bürgelin ergötze uns mit seinem Geigenspiel
, in dem er ein Meister wurde, das aber anfangs schauerlich zu hören war.
Besonders glückliche Tage waren die jährlichen Markttage, an welchen regelmäßig
meine theure Mutter erschien und mich mit Etwas erfreute.

Die Feiertage zu Ehren des seligen Großherzogs Karl Friedrich, dessen beide Namen
wir Schüler auf dem Hühnerberg illuminierten, wobei ich Officier der kleinen
feuerwerkenden Schaar war, wofür wir gehörig bewirthet wurden; die freien Tage
während des Besuchs der Stadt von Großherzog Leopold und Gemahlin und zuletzt
die Tage während des Aufenthaltes einer jungen Schauspielerfamile, bei derem lieblichen
Töchterchen ich recht angeschrieben war.

Auch die Musik Abende - ich spielte die Flöte - brachten viel Freude.

Sämtliche Lehrer: Prorector Lödig7, die Diakone: Lauter8, Stuckert9, Zimmer, Zit-
tel10 und Vicar Koch11, später Stadtpfarrer in Mannheim, Zeichenlehrer Meichelt12
und Musiklehrer Ginshofer13 behandelten mich freundlich. Ich erinnere mich, nur
einmal von Prorector Lödig Schläge erhalten zu haben und einmal von ihm „du
Kaib" genannt worden zu sein, weil ich über ein von ihm gedichteten Hexameter
lachen mußte, was ihn jedoch gereuthe und er durch alle mögliche Weise wieder gut
zu machen suchte.

Von meinen Mitschülern nenne ich nur den Dr. Kaiser14 in Lörrach und seinen
Bruder (Friedrich)15, der sich als Maler einen Namen gemacht hat, den als Pfarrer in
Steinen verstorbenen Pfarrer Strübe16 und seinen Bruder, meinen Lieblingsjugendfreund
Adolf Strübe17 in Schopfheim, den späteren Pfarrer in Oetlingen Bürgelin,
den Director der Atzenbacher Fabrick Johann Georg Grether18 von Lörrach, der mit
mir um den ersten Platz rivalisierte und Rößlewirth Ernst von Bahlingen, dem ich
später dort die Leichenrede hielt. Von anderen war schon die Rede.

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