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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 45
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0047
Ich hatte es in den 6 Jahren meines Aufenthaltes in Lörrach soweit gebracht, daß
ich ziemlich gut Ovids Metamorphosen, Vergils Aenaeis, Homers Odyssee und
auch etwas Hebräisch lesen konnte (darin jedoch bei ungenügendem Unterricht
sehr schwach). Auch im Französischen war ich ziemlich gut beschlagen, um so
weniger aber in der Mathematik in der wir nur sprungweise unterrichtet wurden. Es
nahte das Abiturienten Examen, welches für mich zu einem Freuden- und Ehrentag
wurde. Nach meist gut bestandener Prüfung trug ich beim Schlußact „Die Schlacht"
von Schiller vor, concertierte in einem Flötenconcert, hielt auf dem Katheder eine
längere Abschiedsrede zum allgemeinen Wohlgefallen und erhielt das vornehmste
Prämium, worauf ich mit meinen erfreuten Eltern in die Heimath zurückkehrte. Ich
erkenne dankerfüllt die große Güte Gottes, die mich durch diese 6 Lehrjahre so
gnadenvoll hindurchgeführt und trotz meiner vielen Sünden mich väterlich bewahrt
und freundlich geleitet hat.

Anmerkungen

1 Das Pädagogium geht zurück auf die mit Einführung der Reformation 1556 gegründete Lateinische
„Roetelische Landschule". 1691 erfolgte der Umzug nach Lörrach, damals noch ein kleines
Dorf, das nach der Zerstörung der Burg Rötteln Sitz der markgräflichen Behörden und anderer
Einrichtungen wurde. Die Schule wurde nun auch zum fürstlichen Pädagogium erhoben und sollte
damit den Knaben der Umgebung die Grundausbildung für eine Laufbahn als Geistliche oder in
der Administration Tätige bieten, die dann am Durlacher Gymnasium fortgeführt werden konnte.
1761 zog die Schule, wohl aus Platzgründen, in das Gebäude einer ehemaligen Tabakfabrik an der
Basler Straße um. In diesem zentral gelegenen stattlichen Gebäude, direkt neben der Lörracher
Stadtkirche, blieb das Pädagogium fast 200 Jahre bis 1960. 1871 wurde die Schule verstaatlicht,
erstmals war der Leiter der Schule kein Geistlicher, sondern Altphilologe. 1881 wurde das Pädagogium
zu einem siebenklassigen Progymnasium, 1883 zum neunklassigen Gymnasium ausgebaut.
Damit war das Pädagogium zur Vollanstalt eines humanistischen Gymnasiums geworden. (Sarah
Henze (Red.) „Festschrift 1556 - 2006, 450 Jahre Lateinschule in Lörrach", Lörrach 2007)

2 Die Theateraufführungen in Lörrach fanden in jener Zeit im Saal des Gasthauses „Zum Ochsen"
statt. (Eduard Kaiser, „Aus alten Tagen, Erinnerungen eines Markgräflers 1815 - 1875", Lörrach
o. J. S. 34 f.)

3 Diakon Michael Zimmer *1801 in Linx 11879 in Karlsruhe: Pfarrer und Diakon in Rheinbischofs -
heim, Müllheim 1828 Diakon am Pädagogium in Lörrach, Kork, 1839- 1866 in Linx (Neu,
S. 690)

4 Johann Georg Ludwig Hönig *1789 in Willstätt f 1835 in Wittlingen, Pfarrer in Auggen, Schallbach
, Wittlingen. (Neu, S. 277)

5 Georg Grether aus Sulzburg, Sohn des Klostermüllers Johann Jacob Grether, der von 1848 - 1852
Bürgermeister in Sulzburg war. (Geschichte der Stadt Sulzburg Bd. 3, Freiburg 2005, S. 105 u.
S. 370)

6 Reinhold Bürgelin *1812 in Ottoschwanden 1*1889. Pfarrer und Diakon in Holzen, Kandern,
Maulburg, Schopfheim, Dossenbach, Oetlingen (Neu, S. 87)

7 Paul Imanuel Lödig *1776 in Jöhstadt/Sachsen, |1852. Diakon u. Prorektor am Pädagogium
Lörrach 1820-1842. (Neu, S. 377). Kaiser bemerkt über ihn: „Vorstand (des Pädagogiums) war ein
Sachse, ein Wirrkopf wie kein Zweiter, gerecht, unbestechlich, komisch und jähzornig im höchsten
Grade. Alles fürchtete, achtete und kopierte ihn. Gang, Manieren, Sprache, Schimpfworte, sogar
seine Handschrift, kurz den ganzen Prorektor konnten alle seine Schüler ihm nachmachen und tun
es jetzt noch lustig.... Im Französischen nun, das er in allen drei Klassen allein gab, hatte unser

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