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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 48
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zurückdenke, weiß ich kaum, wie es möglich war, Alles zu leisten. Am Freitag vor
Palmsonntag wurde mein Vater, mit dem ich mich bereits über die von ihm und mir
zu übernehmenden Gottesdienste während der Festzeit verständigt hatte, krank. In
Folge dessen mußte ich, Neuling, auch seine Functionen übernehmen.

So hatte ich 1.) am Samstag vor Palmsonntag öffentliche Vorbereitung zum
Abendmahl, 2.) und 3.) Palmsonntag Vormittag mit Abendmahl, 4.) Nachmittag
Christenlehre zu halten 5.) und 6.) Montag, Dienstag und Mittwoch die gewöhnlichen
Charwochen Betstunden und dazu noch die Confirmanden, (noch nicht con-
firmiert) auf die auf Gründonnerstag festgesetzte Confirmation vorzubereiten; diese
7.) an diesem Tage zu besorgen. Am gleichen Tage Nachmittag 2 (Uhr) die Beerdigungsfeier
des plötzlich verstorbenen Blumenwirts Kammüller6 zu leiten und 8.)
nach dieser die Vorbereitung zum Charfreitagsabendmahl 9.) und 10.) am Char-
freitag (mit Abendmahl) Vor- und Nachmittagspredigt zu leisten. 11.) am Samstag
wiederum Beichte. 12). und 13.) am Ostertag den Vor- und Nachmittagsgottesdienst
zu halten. Das war zu viel, meine Stimme, heißer geworden, versagte ihren Dienst
und so mußte (nolens volens) Hr. Pfarrer in Wittlingen am Ostermontag auch in
Wollbach den Gottesdienst übernehmen. Kaum gelang es, mich bis zum nächsten
Sonntag wieder zu erholen. Glücklicher Weise wurde der liebe Vater wieder gesund
und mir dadurch die Erleichterung verschafft, daß ich mich auf meine Ordination
gehörig vorbereiten konnte.

Nun begannen wirklich glückliche Tage bei jugendlich kräftiger Gesundheit im
Wechsel von pfarramtlicher Arbeit, fortgesetztem Studium, Leetüre, Ausflügen und
Besuchen in den einzelnen Filialen und Familien. Nur Eines fehlte mir: veredelnder
Umgang mit gebildeten, sittsamen Jungfrauen. Unser nächster Nachbar in Wittlingen
, Pfarrer Metzger7, hatte zwar eine ziemlich gleichaltrige Tochter, mit der ich
auch zuweilen Ciavier spielte; aber bei ihren unweiblichen Eigenschaften und wenig
Religiosität fühlte ich mich von ihr abgestoßen. Was aus ihr geworden ist, weiß ich
nicht. Ihr Vater starb bald und plötzlich an einem Hirnschlag und hinterließ bei aller
sonstigen Vortrefflichkeit keinen unbefleckten Namen, so daß, da Niemand anderer
die Leichenpredigt übernehmen wollte, ich dessen Beerdigung und bald darauf auch
die der von ihm hinterlassenen Wittwe zu übernehmen hatte. Auch das waren schwere
Aufgaben für mich. Damit hatte denn auch aller Umgang mit der Tochter ein Ende.

In Kandern wurden zuweilen die Concerte und andere Festlichkeiten besucht, wo
ich auch mit Freund Bürgelin, Vicar daselbst und anderen Pfarrern zusammen traf.
Aber das Gesuchte fand sich nicht.

Statt in die Ferne zu schweifen, hieß es auch bei mir: „Sieh, das Gute ist so nah."
Lehrer Herr8 in Wollbach hatte ein reitzendes Töchterlein. Sie blieb mir auch nicht
gleichgültig und manche Stunde wurde mit ihr verplaudert. Doch damit hörte auch
dieser Umgang auf. Ein späterer Besuch des Vaters mit ihr konnte das gerissene
Band nicht wieder knüpfen. Es stund eine andere Person dazwischen - meine künftige
Gattin. Daher gelang es auch der stattlichen, aber geistig weniger begabten
Tochter des nachfolgenden Pfarrers Ernst Huff9 von Wittlingen, die uns mit ihrem
Vater öfters besuchte, nicht, stärkeren Eindruck auf mich zu machen.

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