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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 67
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0069
34 Die Revolution war gescheitert. Die badische Armee wurde aufgelöst und später unter preußischer
Führung neu aufgebaut. Vielen Revolutionären gelang die Flucht ins Exil, darunter Struve, Brentano
, Carl Schurz, Friedrich Engels, Friedrich Beust, andere wurden verhaftet und vor Standgerichte
mit preußisch-badischer Besetzung gestellt. Nach dem Fall Rastatts hatte das preußische Kommando
Karl Alois Fickler, den Bruder des badischen Agitators Joseph Fickler, mit der Verteidigung
der Angeklagten beauftragt. Die Standgerichte verurteilten 27 Revolutionäre zum Tode durch Erschießen
, so Friedrich Neff aus Rümmingen, Student der Philosophie, Teilnehmer an den Freischarzügen
von Hecker und Struve am 9. August, und verhängten gegen andere lange Haftstrafen
in preußischen Gefängnissen. In den Kasematten von Rastatt, wo viele Revolutionäre gefangen gehalten
wurden, brach Typhus aus und forderte viele Opfer.

35 Am 22.07.1849 schrieb der Gemeinderat von Mappach bestehend aus dem Bürgermeister Lang
(?), dem Altbürgermeister Höf erlin (?) und den Gemeinderäten Beck und Zimmermann an das Bezirksamt
Lörrach (Scholz, „Revolutionäre", S. 313 ff.): „Da zurzeit die Stimmung gegen Pfarrer
Raupp von der Art ist, daß großer Unfug und Mißhandlungen in Aussicht stehen, so ist es notwendig
, daß Pfarrer Raupp schleunigst versetzt werde.... Derselbe hat von jeher sich der Revolutionspartei
hingegeben, geheime Versammlungen gehalten und durch Herumtragen und Vorlesungen republikanischer
Zeitungen den Grund zur Freischärlerei in hiesiger Gemeinde gelegt, sowie dadurch
Zwiespalt und Uneinigkeit hervorgerufen. Am Tage der Offenburger Versammlung ging
Pfarrer Raupp mit dem Schullehrer Schöpflin nach Efringen, wartete daselbst bis nachts 9 Uhr auf
Nachrichten von Offenburg bis zur Ankunft des letzten Bahnzuges, kam sodann nachts halb 12
Uhr nach Mappach in das Wirtshaus, woselbst noch einige junge Burschen versammelt waren.
Diesen letzteren wurde von Raupp öffentlich angekündigt, daß sie den andern Tag fortziehen müßten
, um die Revolution zu unterstützen. Zu seinen vielen Bemühungen zugunsten der Revolution
kommt auch noch eine Predigt, worin ebenfalls die jungen Leute aufgefordert wurden, Blut und
Leben an diese Revolution zu setzen. Schon vor 3 oder 4 Jahren war eine Untersuchung gegen
Pfarrer Raupp wegen politischen Vergehens in die Wege geleitet worden. Daher ergeht jetzt die
Bitte um Versetzung oder daß er den Ort Mappach zu verlassen habe, damit seine Anhänger sehen,
daß die regierende Gewalt sich nicht mehr in politischen Händen befindet, sondern in Händen der
Gerechtigkeit, um auch wieder Frieden und Einigkeit in unserer Gemeine herbeizuführen." Das
großherzogliche Bezirksamt Lörrach befürwortete das Mappacher Gesuch: „Da die größere Anzahl
der Bürgerschaft der Großherzoglichen Regierung treu und ergeben ist, so ist es sehr zu wünschen,
daß ihrem Gesuch entsprochen wird. Pfarrverweser Raupp gehört zu den radikalen Geistlichen und
zu denjenigen, welche sich mehr mit der Politik als mit dem Evangelium befassen." (Theodor
Scholz: „Revolutionäre..." Müllheim 1926, S. 313f. „Pfarrer Raupp in Mappach".)

36 Am 25. Juli 1849 suspendierte darauf der Landeskommissär in Freiburg den Pfarrverweser Raupp
provisorisch vom Amte. Einen Monat später aber teilte das Bezirksamt Lörrach dem Landeskommissär
mit, daß die gegen Raupp erhobenen Beschwerdepunkte sich nicht als richtig herausgestellt
hatten und daher gegen ihn nicht dienstpolizeilich eingeschritten werden könne. (Th. Scholz: „Revolutionäre
...", Müllheim 1926, S. 314)

37 Carl von Rotteck: (1775 - 1840): Allgemeine Weltgeschichte für alle Stände, von den frühesten
Zeiten bis zum Jahr 1840, mit Zugrundelegung seines größeren Werkes bearbeitet und herausgegeben
von Dr. Karl v. Rotteck, Hofrath und Professor in Freiburg. Stuttgart 1846

38 Der Evangelische Oberkirchenrat verfügte am 28.08.1849: „daß Pfarrer Raupp zur Versehung seiner
Dienstgeschäfte unter Aufhebung der von dem Landeskommissäre provisorisch verfügten Suspension
wieder ermächtigt und zugleich die mit Arrest belegten Besoldungsteile wieder frei gegeben
würden." (Th. Scholz: „Revolutionäre...", Müllheim 1926, S. 314f.)

39 2. Timotheus 3,12

40 Der von Raupp genannte Bürgermeister „Lang" von Wintersweiler ist in der Zeit von Raupps Aufenthalt
in Mappach nicht existent.

Das „Ortsfamilienbuch Wintersweiler 1528-2014", Band 164 der Badischen Ortssippenbücher,
herausgegeben von der Ortsverwaltung Wintersweiler 2014, benennt folgende, in der Zeit Raupps
in Wintersweiler tätige Bürgermeister: von 1842- 1848 Johannes Barny; von 1848 - 1855 Friedrich
Müller.

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