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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 70
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Wäre sie mit den Kindern bei mir gewesen, so hätte es mir so übel nicht gefallen
bei den mir freundlich entgegenkommenden Leuten. Die Nahrung ließ ich mir auf
mein Zimmer kommen. Der Bußtag, an dem ich meine Antrittspredigt hielt, ist auch
mir zum Bußtag geworden: ich wurde ein positiv gläubiger Christ3, der sich ganz
seinem Gott und Heiland zu eigen gab, der ich auch fortan blieb. Das Lied: „Gott
mein Trost und mein Vertrauen"4 war mein Gesang, der mir zum süßen Schlafe half.
Eifriges Studium half mir über Vieles hinweg. Ich lebte mich immer mehr mit dem
lieben Völklein zusammen, wobei mich der lustige Lehrer, der im Ort das Factotum
war, treulich unterstützte. So kam endlich die Zeit, wo ich die Meinen zu mir holen
konnte und ich zog mit Freuden hinauf in die liebe Heimat, wo ich mit Freuden
begrüßt wurde und wenige, aber glückliche Tage verlebte.

Die Rückreise, jetzt mit Frau und den Kindern geschah am 9. December bis Ettlingen
, wo wir in der Sonne übernachteten, leider wieder mit viel Unannehmlichkeiten
, da das zu erwärmende Zimmer voll Rauch wurde und dadurch Unwohlsein
verursachte. Am 10. December erschienen dann früh die Ittersbacher Bürger um uns
abzuholen. Ihre ganz andere Sprache (schwäbisch) brachte Agnes zum Weinen, das
jedoch in Freude überging, als sie sah, wie freundlich wir in Ittersbach fast von der
ganzen versammelten Gemeinde empfangen wurden.

Geschmückte Knaben und Mädchen hielten bei Aufstieg zum Pfarrhaus an seidenen
Bändern ein mit solchen reich verziertes prächtiges Lamm und übergaben es
uns mit der Bitte, der Gemeinde ein guter Hirte sein zu wollen. Flugs ging es an das
Einräumen der Möbel und zuletzt zum solennen Mahl, das für uns bereitet war. Es
begannen nun für uns ganz liebliche Tage, verschönt durch die freundschaftliche
Nachbarschaft lieber Freunde, die uns und die wir besuchten und wir durften die
erfreuliche Erfahrung machen, daß die Leute im Ort mit viel Zuneigung uns anhingen
. Auch Besuche aus der Heimat erfreuten uns. Die Besoldung aber war der Art,
daß es uns sonst in Ittersbach gefiel, doch unseres Bleibens daselbst nicht lange sein
konnte. Wohl wollte die Gemeinde für mich einkommen, aber ich konnte es leider
nicht annehmen und so dauerte unser Aufenthalt daselbst nur bis 23. Sept. 1850.
Wie lieb uns die Leute hatten, sahen wir erst bei unserem Abschied, der uns sehr
schwer fiel und wobei uns eine große Zahl bis nach Ettlingen fort begleitete. Besonders
bemerkenswerthe Ereignisse traten während unseres Aufenthaltes daselbst
nicht ein. Zum Pfarrer ernannt ging nun die Reise nach Nimburg.

Anmerkungen

1 Ittersbach, erstmals 1232 erwähnt, wurde nach der Zugehörigkeit zu Württemberg 1605 endgültig
badisch und dem Amt Langensteinbach unterstellt. Durch Industrieansiedlung im Jahre 1854 konnten
die wirtschaftlichen Verhältnisse des bis dahin reinen Wohnortes verbessert werden. Neue Verdienstmöglichkeiten
bescherten auch die Kalksteinbrüche und Ziegelbrennereien. (Das Land Baden
-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V Regierungsbezirk
Karlsruhe. Stuttgart 1976, S. 92 ff.)

2 Wilhelm David Frisch *1820 in Wehr f 1867 in Seckenheim. Vikar und Pfarrer in Wiesloch, Ittlin-
gen, Ittersbach, Aglasterhausen, Seckenheim, dort 1867 verstorben (Neu, S. 177).

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