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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 72
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Fast sämtliche Familien waren tief verschuldet und dadurch auch religiös gesunken
. Da galt es alle Kraft aufzubieten um den lieben Leuten wieder aufzuhelfen.
Das religiöse Leben suchte ich außer den Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen
durch wöchentliche Abenderbauungstunden zu wecken, die ich der weitentfernten
Kirche wegen in der Schulstube hielt, die in der Regel nicht Raum genug hatte. Um
aber den Verschuldeten speziell zu dienen, errichtete ich einen Schuldentilgungsverein
, dessen erste Geschäftsführung ich übernahm. Kleine oder größere Ersparnisse
wurden zusammen gelegt, der Sparnißcasse Emmendingen gegen 4% Zins
anvertraut und dann wo nöthig, die Gesamtsumme zur Schuldentilgung verwendet.
Die günstige Wendung wurde so sichtbar, daß mir nach 2 Jahren eine öffentliche
Anerkennung durch die Kreisregierung von Pfarrern und Bürgern zuerkannt und
vollzogen wurde.

Im Mai 1851 wurden uns Zwillinge geschenkt Rosalie und Maximilian, die, was
schon Irrthümer hervorgerufen hat, verschiedene Geburtstage haben, in dem Rosalie
am 3. vor Mitternacht 4 Uhr und Max am 4. Mai früh 2 Uhr geboren wurde.

Zu meiner kleinen Besoldung mußte ich mir ein zweites Dienstmädchen halten,
wozu aber diese nicht ausreichte und die kleinen Privatmittel benutzt werden mußten
. Die Großeltern stifteten für die beiden Kleinen 150 fl. (Gulden) welche für
dieselben, da ich auf meine Bitte eine Aufbesserung erhielt, einer preuß. Versorgungskasse
für Kinder im 21ten Jahr heimzuzahlen, was auch erfolgte, anvertraut
wurde. Andere günstige Umstände kamen hinzu, durch günstige Pachtung sehr erträglichen
Feldes konnte ich manches Bedürfniß namentlich durch die ökonomischen
Kenntnisse und den rastlosen Fleiß meiner lieben Agnes und freundliche,
unentgeldliche Mitwirkung einzelner Bürger - in erwünschter Weise befriedigen.
Pfarrer Röther2 von Theningen brauchte Aushilfe, die ich ihm leistete und wofür
er mich belohnte. Zugleich wurde mir das Camerariat der Diöcese anvertraut, was
allerdings mit umfänglicher Arbeit in damaliger Zeit, wo eine Vollstreckung nach
der anderen stattfand - auch Etliches einbrachte und endlich hatte ich 1 Jahr lang
fast allein die erledigte Pfarrei Bahlingen von Nimburg aus zu versehen, wofür ich
bestens entschädigt wurde, so daß ich doch für mich noch Mittel zu Händen hatte.
Auch die Bürger trugen durch reichliche Geschenke das Ihrige dazu bei. Meine Verhältnisse
dortselbst waren daher, wenn auch äußerst arbeitsreich, sodaß die Nachtstunden
mitbenutzt werden mußten doch befriedigend und glücklich. Im Kreise der
benachbarten Pfarrfamilien Helbing3 in Eichstetten, Trautz4 in B Otzingen, Röther
in Theningen, Gilg5 in Vörstetten erlebten wir manche fröhliche Stunden. 2 1/2
glückliche Jahre.

Auf den Wunsch der Bahlinger hatte ich mich um Übertragung dieser Pfarrei
gemeldet. Ich schien anfangs damit wenig Glück zu haben, da ein jüngerer Bewerber
, Diakon Zeuner6 in Emmendingen in erster Reihe vorgeschlagen wurde, nach
damaliger Ordnung vom Oberkirchenrat dem Ministerium des Inneren. Warum ist
mir unbekannt geblieben. Der Oberkirchenrat hatte wohl die Akten über mich aus
der Revolutionszeit berücksichtigt. Denn der betreffende Referent beim Ministerium
, der wohl in meiner Hintenansetzung eine Ungerechtigkeit sah, veranlaßte,

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