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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 74
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0076
Bahlingen 23. April 1853 bis 24. September 18651

Am gleichen Tage sollte ich als Camerar einer Vollstreckungsversteigerung anwohnen
und hatte es versäumt, einen Stellvertreter zu senden und mußte infolge
dessen den Verlust der dabei eintrat, was sonst nie geschah, und der glücklicher
Weise nicht groß war, tragen und ersetzen. Der Empfang in Bahlingen war der gewöhnliche
: große Gemeindeversammlung, Ehrenpforte, Kränze, Rede, Gastmahl.
Die Mobilien hatte man unentgeldlich für mich dahin gebracht und im Pfarrhaus
aufgestellt. Eine Tanzbelustigung jüngerer und älterer Leute beschloß die Feier.

Das Folgende kann abermals nur, soweit ich mich dessen erinnere, aufgezeichnet
werden, da unter dem äußerst vielen Dienst und anderen Geschäften in der großen
Gemeinde - sie zählte 590 Bürger, im Ganzen 3000 Einwohner - in Verbindung mit
dem Camerariat - das ich 14 Jahre versah - und der Verwaltung des Vermögens erledigter
Pfarreien und zur Aufzeichnung weiterer Erlebnisse keine Zeit übrig blieb.
Die Kenntnis der Oertlichkeit meines dasigen Wirkens setze ich bei den Lesern
Dieses voraus. Diese war Anfangs dieselbe wie bisher, bis Freund Staudenmayer
die Pfarrgeschäfte in Nimburg zu meiner großen Freude übernahm. Auch in Bahlingen
hatten wir bald und längere Zeit ernste und schmerzensreiche Tage durch zu
kämpfen. Vier Kinder2 wurden uns daselbst geschenkt. Wieder ein Zwillingspaar
(Brüder) gesunde, kräftige Knaben, die aber nach ärztlicher Untersuchung an einem
der Gestorbenen, zu blutreich waren, bald erkrankten und wieder starben.

Sie liegen alle zugleich mit dem später heimgegangenen, erstgeborenen Töchterlein
dort droben bei der Kirche in einem Grabe, bis der große Tag erscheint, wo
wir, so Gottes Gnade mit uns ist, wieder miteinander vereinigt werden. Die letztere
nämlich, mein theures, unvergeßliches Töchterlein Elisabeth Sophia, welche
längere Zeit bei den Großeltern in Wollbach zubrachte, erkrankte bald nach ihrer
Heimkehr zu uns durch Entzündung einer Warze in der linken Seite, die brom-
beerartig herangewachsen war. Ärzte, denen man sie schon früher gezeigt hatte,
hatten nichts Bedenkliches darin gefunden. Leider stellte sich bald die Sache als
eine krebsartige Mißbildung heraus und Professor Hecker in Freiburg erklärte
eine Operation als nothwendig, die jedoch wahrscheinlich zu spät erfolgen werde.
Sie wurde dann auch - ach, was haben wir Eltern darunter gelitten, ich könnte,
aber will es nicht mehr beschreiben, wirklich im Spital in Freiburg vollzogen
und schien günstigen Erfolg zu haben. Unsere Hoffnung, völlige Genesung, sollte
nach Gottes unerforschlichem Ratschluß nicht in Erfüllung gehen. Nach Wochen
freudiger Zuversicht begann die schön geheilte Wunde wieder wuchernde
Auswüchse zu treiben. Wir versuchten alle empfohlenen Mittel dagegen - jedoch
vergeblich. Wir mußten alle Hoffnung auf Erhaltung dieses jungen Lebens - mit
tiefer Beugung unter Gottes Willen - aufgeben und konnten ihm nur so viel als
möglich seine Leiden zu erleichtern suchen; die es, 9 Jahre alt, mit bewunderungswürdiger
Geduld, ja mit einer tief innerlichen religiösen Freudigkeit, die der
Geist Gottes in ihm wirkte, nicht selten zu unserer Beschämung und doch wieder
zu wohltuender Erhebung ertrug.

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