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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 98
(PDF, 38 MB)
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damit in unmittelbarer und bedrohlicher Nachbarschaft zu Otlingen. Der von dort
ausgehende Machtanspruch, der mit dem Hochstift Basel verbündeten Herren von
Rötteln, und ihr lokaler Einfluss verfehlten ihre Wirkung nicht.

Die Herren von Rötteln, standesgleich und damit derselben Schicht edelfreier
Familien wie die Habsburger zugehörig, waren vor Ort stärker als die Nonnen aus
Ottmarsheim und die sie schützenden Vögte. Dies galt auch für die Erben und
Nachfolger der Herren von Rötteln, nämlich die beiden Zähringerlinien der Markgrafen
von Hachberg (ab 1315) und dann nach deren Aussterben für die Markgrafen
von Baden (ab 1503). Das Haus Baden konnte die Ortsherrschaft in Otlingen
bis spätestens zur Reformationszeit fast vollständig an sich ziehen. Die Markgrafen
behaupteten über alle Verpfändungen und Verlehnungen sowie über einzelne
leibherrschaftliche Ausnahmen hinweg die Oberhoheit über das Dorf und konnten
Otlingen in das Amt Rötteln und damit in die entstehende badische Landesherrschaft
eingliedern. Das Nachsehen in der Frage der politischen Ortsherrschaft hatten
die Habsburger und die unter ihrem Schutz stehende Abtei.

Der private adlige Grundbesitz war hingegen schon früh zersplittert. Im kleinen
Otlingen wimmelte es im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit von weltlichen
und kirchlichen Grundeigentümern mit dazugehörigen Höfen. Begütert waren hier
Ritter, Patrizier, Klöster, Spitäler und Orden - zumeist aus dem nahen Basel. Die Ursache
dafür lag in Otlingens Gemarkung: die Gunstlage sowie die Nähe der Rebgärten
zur Stadt lockten vermögende Weinliebhaber und Investoren gleichermaßen an.
Hier wuchs, geschützt am südwestlichen Fuß des Tüllinger Berges, der beste Wein
weit und breit. Oder, wie der Röttier Obervogt von Leutrum in seinem Bericht an
den Markgrafen feststellte: „Die Ötlinger legen sich stark auf den Weinwuchs, indem
solches Gewächs in Qualität und Quantität wohl ausfallet und begehrt ist."

Für liturgische Zwecke und den alltäglichen Gebrauch sicherten sich die religiösen
Gemeinschaften - allen voran der Bischof von Basel und die Herren seines
Domkapitels - mehr oder weniger große Rebstücke im Ötlinger Bann. Die meisten
Institutionen besaßen ein bis zwei Höfe oder einen größeren Maierhof, manchmal
nur einzelne Wingerte oder Anteile daran, und tauschten oder verkauften auch immer
wieder untereinander ihre Besitzungen oder Grundstücks-Bruchteile. Die im
Basler Staatsarchiv verwahrten und von den Heimatforschern Karl Seith und Fritz
Schülin ausgewerteten Dokumente nennen folgende im Ort begüterte Orden und
Stifte: die Augustiner Chorherren von St. Peter, die Kirchen von St. Alban und
St. Leonhard, die Klarissen vom Kloster Gnadental, das Große Spital, die Reuerinnen
von St. Maria Magdalena (Steinenkloster) und die Dominikaner sowie aus der
näheren Umgebung die Klöster St. Blasien bzw. deren Propstei Bürgeln, die Zis-
terzen Lützel und Beinwil sowie die Nonnenabteien Olsberg und Sitzenkirch. Von
den Ritterorden waren die hiesigen Deutschordensherren und drei Niederlassungen
der Johanniter in Basel, Neuenburg und Rheinfelden vertreten. Die bereits im
11. Jahrhundert reich begüterte Äbtissin von Ottmarsheim und ihre Nonnen konnten
einen Teil ihrer Besitztümer und Rechte immerhin noch bis Ende des 18. Jahrhunderts
behaupten - wenn auch geschmälert.

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