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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 99
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Größere Grundbesitzer wie die Benediktinerinnen versuchten in sogenannten
„Berainen" oder „Renovationen", beides Vorläufer der heutigen Grundbücher, den
Überblick zu behalten, welche individuell verschiedenen Rechte und Pflichten die
Pächter und Zinsbauern ihnen schuldeten. Seit den 1550er Jahren folgte dann -
nach dem endgültigen Übertritt auf die Seite der Reformation - meist die Stadt
Basel als Rechtsnachfolgerin für die sich auflösenden oder zwangsweise geschlossenen
Klöster der Katholiken. Doch auch der aus Basel vertriebene und in den
Jura ausgewichene Bischof und sein in Arlesheim verbliebenes Domkapitel konnten
Einkünfte in Otlingen und damit ein schönes Quantum an Mess- und Tischwein
wahren.

Bei den aristokratischen Besitzern sind es die aus der hiesigen Gegend stammenden
Geschlechter der Bärenfels, Rotberg und Roggenbach gewesen, die eigene
Höfe hatten, die sie als Lehen des Markgrafen oder noch aus den Glanzzeiten
des Basler Bischofs besaßen und weiter verpachteten. Zumindest die in Rheinweiler
ansässigen Freiherren von Rotberg hatten in der Neuzeit bis 1640 auch die
Ortsherrschaft als markgräfliches Lehen inne. Als letzte mittelalterliche Privilegien
erloschen die bei den Freiherren von Roggenbach verbliebenen Zehntrechte mit
Ablauf des Jahres 1840. Im selben 19. Jahrhundert führten Innovationen in der
Landwirtschaft zu Änderungen im Ortsbild, die aber nicht wesentlich in die dörfliche
Grundstruktur eingriffen. So entstanden in dieser Zeit, mit dem Aufkommen
der Stallfütterung, nach und nach große Scheunen am Etter, die es ausweislich des
ältesten Katasterplans von 1763 vorher nur als Anbau zu den großen Adels- und
Klösterhöfen im Ortskern gegeben hatte.

Insgesamt hat sich Otlingen das harmonische Ortsbild über die Jahrhunderte bewahrt
. Immer wieder wird der Flecken durch fachkundige Besucher gepriesen:
„Durch den Wechsel der First- und Traufstellungen der Gebäude an der Dorfstraße
, gegliedert durch einzelne aneinandergereihte Anger, entsteht an der ansteigenden
Dorfstraße ein lebendiges städtebauliches Bild, das durch einzelne Höfe und
Brunnen malerisch unterbrochen wird". Im engen baulichen Verbund stehen,
leicht erhöht, die Kirche St. Gallus und das evangelische Pfarrhaus - davor liegend
und an die Straße grenzend - das alte Schulhaus mit Rathaus und Feuerwehrschuppen
.

Ein besonderer Blickfang an der Dorf Straße ist das 1571 umgebaute Kogerhaus,
dessen aufwändige Renovierung mit der wiederhergestellten historischen Bemalung
bereits seit mehr als hundert Jahren die Aufmerksamkeit der Denkmalschützer
auf sich zieht. Mehrere Aufsätze sind zu dem reichen Fachwerkbau erschienen,
dessen dreiteilig gegliederte und mittig erhöhte Fassadenfenster auf die spätgotische
Steinbauweise zurückzuführen seien. In der Tat setzt der Fachwerkbau wohl
auf einem spätmittelalterlichen Vorgängerbau auf, dessen steinerne Seitenwände in
den Neu- oder Umbau miteinbezogen worden sind. Seine Bezeichnung trägt das
Haus von der alteingesessenen Familie Koger, deren Name auf den Weinbau verweist
: „Koge" hieß ein Küferwerkzeug. Auch die Namen anderer, schon seit dem
16./17. Jahrhundert nachgewiesener Ötlinger Familien sind in Häuser- und Flurna-

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