Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 108
(PDF, 38 MB)
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Weitere Werke kamen und kommen aus Frankreich, der Schweiz und dem restlichen
Deutschland - eine zum Jubiläum erschienene Broschüre stellt anhand von
Biografien und Werkbeispielen junge und etablierte Künstler vor. Verdankt wird die
wegweisende und behutsam umgesetzte Idee dem Ötlinger Galeristen und ehemaligen
Druckereibesitzer Gerhard Hanemann. Inspiriert durch das Vorbild einer italienischen
Kommune - Casoli in den Abruzzen - , importierte Hanemann, der auch
selbst künstlerisch tätig ist, das mediterrane Konzept kurzerhand in seine Heimat.
Hier hatte er die ihm vorschwebende dörfliche „Freilichtgalerie" organisatorisch und
technisch an die „härteren" Rahmenbedingungen im Markgräflerland anzupassen.
Weder Verwaltungsbehörden noch Witterung waren mit den Verhältnissen im Süden
vergleichbar, was entsprechende Auswirkungen in Genehmigungsverfahren beim
Denkmalschutz, bei haftungsrelevanten Fragen und der handwerklichen Umsetzung
nach sich zog. So mussten etwa eine rost- und sturmsichere Wandmontage, diverse
Verkehrssicherungs-Pflichten und andere rechtliche Auflagen bedacht werden. Entscheidend
für die Realisierung des ehrgeizigen Planes war vor allem, dass sich die
Ötlinger Dorfgemeinschaft überzeugen ließ. Die Einwohnerinnen und Einwohner
stimmten mehrheitlich und mit Elan für das Konzept „ART-Dorf, so dass neben
dem politischen Willen auch die notwendige ehrenamtliche Unterstützung im Ort zu
spüren war. Die Ötlinger hatten somit keine Mühe, Tonio Paßlick vom städtischen
Weiler Kulturamt für ihre Sache zu gewinnen. Mit diesem Rückhalt gelang es
schließlich auch, die amtliche Zustimmung der Freiburger Denkmalpflege für die
Eingriffe im historischen Ortskern zu erlangen. Die sichtbar gelungene Umsetzung
der Maxime von Initiator Hanemann, „die Gebäude nicht ,aufzupeppen', sondern
sie in ihrer Schlichtheit und ihrem eigenen Stil zu bewahren, mit dem die Kunstobjekte
dann harmonieren", überzeugte die Denkmalschützer, sich dauerhaft auf dieses
Experiment einzulassen. Und woher rührt die bemerkenswerte Aufgeschlossenheit
im Dorf? Hier ist an den bereits erwähnten Maler Hermann Daur zu erinnern,
dessen Bilder von Otlingen bis heute nichts von ihrem Zauber verloren haben. Daur,
der viele Jahre bis 1925 hier lebte, verschaffte dem Dorf in den Reben einen festen
Platz in der badischen Kunstwelt - und: das Vorbild Daur beeinflusste auch über seinen
Tod hinaus einen jungen künstlerischen Autodidakten und Heimatmaler, der sich
erst eine Generation später hier niederließ. Die Rede ist von Karl Rösch (1912—
2001), der, als er 1950 nach der Eheschließung mit Liesel Koger ins Dorf kam, zum
allseits bekannten Ötlinger Maler wurde, dessen Bilder bis heute in vielen Häusern
im Ort noch hängen. Diese beiden beliebten Künstler - Daur auf der größeren Bühne
, Rösch mit seinen lokalen Wurzeln - dürften dazu beigetragen haben, dass sich
über lange Zeit hinweg ein breites allgemeines Kunstverständnis gebildet hat. Wenig
wundert es daher aus heutiger Sicht, dass die Initiative zum ART-Dorf auf „offene
Wände" traf, als Gerhard Hanemann damals 2006/2007 an die Türen der Ötlinger
klopfte, um für seine Idee einer Freilichtgalerie zu werben. Das Erfolgsmodell des
Rebdorfs hat inzwischen bundesweit Schule gemacht. So beziehen sich ähnliche
Hauskunstgalerien und Präsentationen im öffentlichen Raum in den Orten Rodgau,
Lohmar und Rösrath ausdrücklich auf das Ötlinger Vorbild.

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