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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 117
(PDF, 38 MB)
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Bei der Kriegsmarine

Zuerst muss ich hier erklären, wieso ich überhaupt zur Kriegsmarine kam. Im
Jahre 1939 war ich vom 31. Januar bis 14. November im Höchenschwander Augensanatorium
„Sonnenhof". Im daneben gelegenen Kurhaus wohnte damals der
ebenfalls augenkranke Korvettenkapitän Günther Rieckhoff, der uns 5 Buben vom
Sanatorium immer wieder einlud. Als ich im Herbst nur noch alleine dort war, unternahm
ich mit ihm auch ziemlich weite Spaziergänge. Dabei erzählte er mir von
der Marine und begeisterte mich dafür. Deshalb meldete ich mich dann Ende 1943
oder Anfang 1944 auf dem Lörracher Wehrbezirkskommando freiwillig zu dieser
Waffengattung, wobei ich an die Laufbahn eines Reserveoffiziers dachte. Deshalb
musste ich am 2. Juli 1944 zu einer einwöchigen Eignungsprüfung nach Wien.
Diese war für mich sehr schwer, da ich wegen meiner Augenerkrankung ja zwei
Jahre später als meine Altersgenossen in die Höhere Schule eingetreten war. Umso
mehr freute ich mich dann über ihr Bestehen.

So ist es also gekommen, dass ich später zur Kriegsmarine einberufen wurde,
obwohl ich eigentlich die größte Landratte war.

In der Stralsunder Kaserne auf der Schwedenschanze wurden wir für unsere geplante
Offizierslaufbahn ausgebildet. Wichtig waren hierbei vor allem folgende
Bereiche: Navigationslehre mit viel Mathematik, Morsen, Schiffskunde sowie Verständigung
durch Wimpelzeichen, wobei man durch bestimmte Armbewegungen
dem Begleitschiff eine Mitteilung machen konnte.

Ich bin dann noch einem Oberbootsmannsmaat als Bursche zugewiesen worden,
so dass ich diesem täglich das Zimmer sauber halten musste. Wie oft ich diesem
im Rang eines Oberfeldwebels stehenden Menschen am Tag „Jawohl, Herr Oberbootsmannsmaat
" sagen musste, habe ich natürlich nicht gezählt.

Die schlechte Kriegslage erforderte dann nach fast dreimonatiger Ausbildungszeit
unseren Einsatz auf einem Kriegsschiff. Zwischen Weihnachten und Neujahr
fuhren wir deshalb bei klirrender Kälte nach Gotenhafen, dem polnischen Gdin-
gen, in der Danziger Bucht. Dort kamen wir auf das Linienschiff „Schlesien", ein
Schwesterschiff der „Schleswig-Holstein", das am 1. September 1939 mit der Beschießung
der Danziger Westernplatte den Zweiten Weltkrieg ausgelöst hatte.

Auf unserem 126 Meter langen Schiff befanden sich ca. 750 Mann, so dass man
natürlich nur einen kleinen Teil wirklich kennenlernte. Hier wurde ich einem Flakgeschütz
zugeteilt, das oben auf dem hinteren Mast aufgestellt war. Der Dienst
und die Ausbildung auf dem Schiff waren sehr hart, zumal wir täglich nur wenige
Stunden zum Schlafen kamen. In einer Woche bestand unser Wachdienst am Geschütz
nachts aus zwei Etappen, nämlich von 20.00 - 24.00 Uhr und dann wieder
von 4.00 - 8.00 Uhr. In der nächsten Woche folgte dann die Mitternachtswache
von 24.00 - 4.00 Uhr. Tagsüber war normaler Dienst, der bei uns vor allem aus der
Seekadettenausbildung bestand.

Der theoretische Unterricht wurde dabei stets im Stehen durchgeführt, da ja
nach den Essenszeiten die Bänke und Tische an der Decke des Raumes festge-

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