Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 121
(PDF, 38 MB)
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verwundete Besatzungsmitglieder entgegen, und bald darauf wurden auch die
ersten Toten aus dem Schiff getragen. Weil man zur Bergung Schwerverletzter
nur Angehörige der „Lützow" einsetzen wollte, wurde unsere Hilfe nicht benötigt
, so dass wir nach diesem erschütternden Erlebnis wieder auf die „Schlesien"
zurückkehrten.

In nächster Zeit mussten alle unversehrten Kriegsschiffe die nun auch unsicher
gewordene „Kaiserfahrt" verlassen. Deshalb fuhren auch wir Anfang Mai im
Schutze der Dunkelheit aufs offene Meer hinaus. Von dort schössen wir in den
nächsten Tagen wieder auf gemeldete Panzeransammlungen bei Swinemünde. Am
3. Mai wurden wir nachts gegen 3 Uhr durch eine starke Erschütterung plötzlich
geweckt. Danach erfuhren wir, dass die „Schlesien" auf eine Mine gelaufen war.
(Vor einiger Zeit las ich, dass uns wahrscheinlich ein Torpedo getroffen hatte.)
Durch die Explosion wurde die Panzerung durchschlagen, wodurch Wasser in das
Schiff strömte. Dieses bekam dann auch ziemlich schnell Schlagseite, so dass wir
mit Leuchtraketen auf unseren Zustand aufmerksam machen mussten. Dadurch
kamen auch andere Schiffe zur Rettung der Besatzung heran, doch für die Kameraden
, welche in den untersten Decks stationiert waren, kam jede Hilfe zu spät, da
sie die Explosion getötet hatte.

Die zur Rettung herbeigekommenen Schiffe brachten uns nun in den Hafen von
Swinemünde, wo wir als Schiffbrüchige auf dem Hilfskreuzer „Orion" untergebracht
wurden. Diese Schiffsart bestand aus ehemaligen Handelsschiffen, die zu
Kriegsschiffen umgerüstet worden waren. Allerdings konnten sie nicht mit einer
Panzerung versehen werden, so dass sie bei feindlichen Treffern leicht Feuer fingen
.

Auf der „Orion" befanden sich schon sehr viele verwundete Soldaten, die dicht
gedrängt auf den Gängen des völlig überbelegten Schiffes lagen, weshalb man uns
die untersten Räume zugewiesen hatte.

Als das Schiff am Morgen des 4. Mai Richtung Dänemark auslief, erfolgte gegen
11.00 Uhr ein Angriff von sowjetischen Kampfflugzeugen, wobei sie uns mit
mehreren Bomben trafen. Das fast nur aus Holz bestehende Schiff fing natürlich
sofort an zu brennen, und jeder versuchte, so schnell wie möglich ans Oberdeck zu
gelangen. Was sich dabei in den Gängen abspielte, will ich hier nicht beschreiben.
Mir gelang es schließlich auch, das Oberdeck zu erreichen, wo schon zahlreiche
Verwundete und Tote lagen, denn das Schiff war aus den Flugzeugen auch mit
Maschinengewehren beschossen worden. Zum Löschen des durch die Bomben
verursachten Brandes kamen sofort ein Torpedoboot und ein Minensuchboot heran
. Doch die „Orion" war nicht mehr zu retten, so dass jeder versuchte, das Schiff
so schnell wie möglich zu verlassen. An einer langen Strickleiter gelangte ich
schließlich auf ein kleineres Kriegsschiff namens „Stahleck", das auch schon
durch Bordwaffenbeschuss ziemlich durchlöchert war. Das Schiff nahm sofort
Kurs aufs offene Meer in Richtung Dänemark. Da ich an Flakgeschützen ausgebildet
worden war, musste ich nun fast die ganze Zeit an der einzigen derartigen Kanone
oben auf dem Flakstand stehen, wo es in der Nacht sehr kalt wurde.

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