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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 122
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0124
Als wir nach einem Tag und einer Nacht in Kopenhagen ankamen, trat gerade
die Waffenruhe an der Westfront in Kraft. Wir Ankömmlinge wurden nun auf einem
Dampfer untergebracht, wo ich die meisten Seekadetten von der „Schlesien"
wieder traf. Dort befand sich auch unser ehemaliger Kommandant, Kapitän zur
See Hans Eberhard Busch.

In Kriegsgefangenschaft

Als am 8. Mai 1945 Deutschland auch im Osten kapitulierte, war dieser furchtbare
Krieg zu Ende, und wir wurden zu Kriegsgefangenen. Kurz danach sprach
unser Kapitän nochmals zu uns. Sodann zerschnitt er die gerettete Fahne der
„Schlesien" und gab jedem von uns ein Stück davon. Dies war ein sehr ergreifender
Augenblick, und das Tuchstück habe ich bis heute aufbewahrt.

Am 9. Mai fuhren wir dann von Kopenhagen los und kamen am 11. Mai in der
Kieler Bucht an, wo viele halbversenkte deutsche Kriegsschiffe aus dem Wasser
ragten. Am 17. Mai durften wir endlich unseren Dampfer verlassen und wurden
mit englischer Bewachung in der Kieler Wik-Kaserne untergebracht. Nun konnten
wir uns endlich wieder einmal waschen, und es gab sogar noch eine Dusche. Auch
die Schlafgelegenheiten waren viel besser als auf den Schiffen.

Damit könnte ich meine Kriegserlebnisse abschließen, doch die Gefangenschaft
gehört ja mehr oder weniger auch dazu. Deshalb möchte ich das, was ich dort
noch bis zum 22. Dezember 1945 erlebt habe, hier kurz schildern. Dabei stütze ich
mich auf meine Tagebücher, die ich in der Gefangenschaft verfasst habe.

In Kiel wurden wir zu Aufräumungsarbeiten in der größtenteils durch Bombardierungen
zerstörten Stadt eingesetzt. Dies war wenigstens eine sinnvollere Beschäftigung
, als untätig in der Kaserne herumzulungern. Doch Ende Mai mussten
wir dann in die sogenannte „Auffangzone" von Schleswig-Holstein aufbrechen.
Dort hatten die Engländer für die vielen Gefangenen ein bestimmtes Gebiet zur Internierten
Zone erklärt. Zwei Tage marschierten wir dann Richtung Süden, wobei
wir nachts auf Wiesen schliefen, was Ende Mai noch recht unangenehm war.
Schließlich gelangten wir zu einem Ort namens Lensahn, wo wir im Wald unsere
primitiven Hütten und Erdunterkünfte bauten. Hier blieben wir dann rund 10 Wochen
bei ganz miserabler Verpflegung, denn wir bekamen nur einmal am Tag eine
sehr kleine Essensration. Außerdem litten wir unter oft tagelangem Regen.

Im September wurde ich dann mit den aus der französisch besetzten Zone stammenden
Gefangenen auf die Insel Fehmarn verlegt. Dort standen bei dem für uns
vorgesehenen Ort bereits mehrere Baracken mit Gefangenen, darunter auch der aus
Wyhlen stammende ehemalige Oberbootsmannsmaat Rolf Sahner. Dieser holte mich
gleich in die ihm unterstehende Baracke, und da ich sehr abgemagert war, besorgte
er mir auch oft eine zweite Essensration. Unsere Unterkunft war total verlaust, so
dass meine Morgenbeschäftigung darin bestand, die Filzläuse aus den Kleidern zu
knacken. Dabei brachte ich es im Durchschnitt jeweils auf 30 bis 40 „Abschüsse".

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