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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 125
(PDF, 38 MB)
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Bei Warmbach stand früher ein Siechenhaus

Erhard Richter

Am Westrand des Rheinfelder Ortsteils Warmbach heißt noch heute ein Gewann
„Im Siechenhaus." Dieses liegt in dem von der B34, der „Hertener Straße" und der
Bahnlinie begrenzten Bereich.

Ein dortiges Siechenhaus wird 1413 in einer Urkunde des Rheinfelder Chorherrenstifts
St. Martin erstmals erwähnt, wobei es heißt: „Güter, die liegent bi dem
siechhus ze Warmbach."1 Im Jahre 1520 besitzt dann dasselbe Stift „matten by
dem syech hus."2

Dieses Haus für Aussätzige (Leprakranke) muss bei einem Wäldchen gestanden
haben, denn 1657 und 1681 wird dort ein „Siechenhölzlein"/„Siechenhöltzlin"
genannt.3

Die Siechenhäuser wurden oft an Quellen, Bächen, Flüssen oder Seen erbaut,
weil man das Trinken von Wasser und das Baden als heilsam ansah. Außerdem
konnten an solchen Stellen die Aussätzigen auch ihre Kleider waschen, ohne das
Wasser der Gesunden zu verunreinigen. Aus diesem Grunde hat man ja auch das
Warmbacher Siechenhaus ganz in der Nähe des Rheins errichtet.

Da man die Isolierung als einzige Möglichkeit zur Eindämmung der Seuche ansah
, durften die Kranken nur abgesondert draußen auf dem Felde wohnen, weshalb
man sie auch Sonder- oder Feldsiechen nannte. Außerdem mussten sie durch eine
besondere Tracht, den sogenannten Siechenmantel, der oft weiß war, sowie durch
Klapperhölzchen oder Schellen die Gesunden auf sich aufmerksam machen.4 Die
Behörden und Kirchen, aber auch die Angehörigen, waren verpflichtet, die Kranken
aus einer sicheren Entfernung mit dem Nötigsten zu versorgen.

Der Aussatz ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die im Durchschnitt etwa
10 bis 20 Jahre dauerte und früher stets tödlich verlief. Durch die Kreuzzüge des
11.-13. Jahrhunderts breitete sich diese Seuche in Europa immer mehr aus, denn
mancher Kreuzfahrer kehrte als Leprakranker in die Heimat zurück. In dieser Zeit
entstanden dann auch die Orden, die sich der Aussätzigen annahmen, wie der nach
Lazarus benannte Lazariterorden, von dem die Bezeichnung Lazarett herrührt,
sowie der Franziskanerorden.

Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert erreichte die Verbreitung dieser schrecklichen
Krankheit ihren Höhepunkt, und damals gab es in Europa etwa 3000 Siechenhäuser
, davon allein über 200 in der heutigen Schweiz.

Auch in unserer Gegend kam der Aussatz häufig vor. So schreibt der spanische
Schriftsteller Pero Tafur aus Sevilla, der 1438/39 das Gebiet diesseits der Alpen
bereiste, über die Gegend unterhalb von Basel: „Der Fluss ist zu beiden Seiten
stark besiedelt mit vielen Städten..., und Siechenhäuser für Aussätzige gibt es in
ganz unglaublicher Zahl."5

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